Ein Lastwagen streift den Kleinwagen einer Frau. Der Schaden ist immens. Doch die finanziellen Folgen sind für die 55-jährige Autofahrerin nicht das Schlimmste an dem Unfall.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Das Tief kam am Sonntag. „Da hatte ich einen richtigen Durchhänger. Ich war innerlich so unruhig“, sagt Renate Berger (Name geändert). Die 55-jährige Sindelfingerin hatte am Freitag einen Unfall, bei dem ein Lastwagenfahrer Fahrerflucht beging. Direkt nach dem Unfall habe sie „funktioniert“, sagt sie. Am Tag danach die Formalien in Angriff genommen, am dritten Tag dann konnte sie nicht mehr. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er einfach weggefahren ist“, sagt sie über den Unfallverursacher. Und hofft, dass Zeugen mit Detailbeobachtungen vielleicht doch noch zur Aufklärung beitragen können.

 

Renate Berger fuhr wie jeden Morgen ihre Pendlerstrecke zur Arbeit von Sindelfingen nach Leinfelden-Echterdingen. Trotz der Stauanfälligkeit sei die Strecke über die Autobahn die beste, die sie auch an jenem Freitag, 9. November wählte. Im Bereich der Baustelle zwischen den Stuttgarter Kreuz und der Anschlussstelle Möhringen ist es dann passiert: „Es hat einen gewaltigen Knall getan und mein Auto geriet ins Schleudern“, berichtet das Unfallopfer. Die Ursache des Krachs war ein Lastwagen, der neben ihr fuhr – und dessen Fahrer sich offenbar im engen Baustellenbereich verschätzt hatte: Er streifte einmal an der Fahrerseite des VW Polo entlang. „Er hat das ganze Auto aufgerissen“, beschreibt die 55-Jährige. „Ich muss einen Schutzengel dabei gehabt haben. Ein paar Zentimeter mehr und ich wäre tot“, sagt sie, immer noch ganz unter dem Eindruck des Unfalls. Der Lastwagenfahrer soll trotz durchgezogener Linie von der linken auf die rechte Spur gewechselt haben, dabei hatt er den schwarzen Polo vermutlich übersehen und gestreift.

Nach dem Aufprall gerät das Auto ins Schleudern

Die ersten Sekunden waren pures Funktionieren: „Ich wusste, dass ich das Auto in der Spur halten muss, als es anfing zu schleudern. Das ging alles ganz automatisch.“ Der erste Schreck kam beim Anhalten. „Als ich bremste, fielen mir die Splitter der Fahrertürscheibe in den Schoß. Ich hatte den ganzen Tag noch überall Glaskrümel – in den Schuhen, auf der Haut, keine Ahnung, wie das da hingekommen ist“, erzählt die 55-Jährige. Dann ging sie ums Auto und sah das Ausmaß der Zerstörung. Und merkte, dass der Lastwagenfahrer 100 bis 150 Meter weiter vorne angehalten hatte. „Da dachte ich alles ist in Ordnung, er wird nun zu mir kommen“, sagt Berger, und stellte ihr Warndreieck auf, während eine aufmerksame Autofahrerin, die angehalten hatte, sich um sie kümmerte und einen Notruf absetzte. Doch dann der Schreck: Der weiße Lastwagen fuhr weiter.

„Der Abschleppdienst hat die Teile auf der Fahrbahn aufgesammelt. Das Trittbrett vom Lastwagen ist auch dabei“, sagt Renate Berger. Richtig erschrocken sei sie, als der Mitarbeiter der Firma das herausgerissene Schloss ihrer Fahrertür fand. „Es war so knapp“, wiederholt sie.

Am Auto, das acht Jahre alt ist, ist vermutlich Totalschaden entstanden, der Gutachter der Versicherung muss das noch klären, so Berger. Die Polizei hatte bei einer ersten Einschätzung einen Schaden in Höhe von 5000 Euro angegeben.

Nun werden Zeugen gesucht, die am Freitag, 9. November, auf der Autobahn 8 bei Möhringen in Richtung München den weißen Lastwagen gesehen haben, der an der Beifahrerseite beschädigt sein muss. Der Unfall geschah gegen 7.30 Uhr.

Hinweise nimmt die Autobahnpolizei unter der Telefonnummer 07 11/6 86 90 entgegen.