Die Schwarzwaldhochstraße zwischen Baden-Baden und Freudenstadt hat viele Kurven, drum ist sie bei Motorradfahrern besonders beliebt. Aber auf keiner Strecke im Land gibt es mehr Motorradunfälle.

Baden-Baden - Die B 500, bekannt als Schwarzwaldhochstraße, zieht seit Jahren massenhaft Motorradfahrer an. Immer wieder kommt es zu schwersten Unfällen auf der kurvenreichen Route, die Ausblicke von bis zu 1000 Metern hoch gelegenen Schwarzwaldhöhen ins Rheintal ermöglicht. Und auch der Lärm wird zu einem immer größeren Problem. Fachleute erwarten jedoch noch mehr Verkehr, wenn das Besucherzentrum im angrenzenden Nationalpark Schwarzwald eröffnet ist. Dabei gelten die B 500 auf dem 60 Kilometer langen Abschnitt zwischen Baden-Baden und Freudenstadt sowie die davon nach Osten hin abzweigende Straße zur Schwarzenbach-Talsperre als die mit Abstand „gefährlichsten Strecken“ im Südwesten.

 

Waghalsige Überholmanöver sind dort besonders an den Wochenenden an der Tagesordnung. Das gehört, wie das Aufdrehen des Motors beim Anfahren, zum Adrenalinkick wohl dazu. Im Internet kursieren Filmchen, auf denen Biker mit Helmkamera die kurvenreichsten Strecken festhalten.

So viele Kontrollen wie nie

Deshalb beobachtet die Polizei diese Abschnitte ganz besonders. Vor allem an den Ausfallstrecken, die bei Geroldsau auf einem kurvenreichen Abschnitt zum Plättig und zur Bühlerhöhe führen, wo der Nationalpark beginnt, wurde in den vergangenen Jahren viel getan: Tempolimits von 50 und 70 Kilometer pro Stunde wurden eingeführt, ein Schild mit der Aufschrift „Erholungsgebiet“ wurde aufgestellt; abschnittsweise gilt ein Überholverbot, Warnschilder stehen an den Straßenrädern. „Es sind nicht immer nur die Raser, die verunglücken“, sagt Peter Westermann, der Leiter der Verkehrspolizei in Offenburg.

Im vergangenen Jahr hätten die Ordnungshüter „so viele Kontrollen durchgeführt wie noch nie“. Zwar sank die Zahl der Motorradfahrer, die ums Leben kamen, doch die Zahl der Unfälle sei gestiegen – ebenso wie die der Schwerverletzten. Über längere Zeit betrachtet, ist rund ein Drittel der jährlich etwa 150 Schwerverletzten im Bereich Offenburg auf Unfälle auf den beiden genannten Straßen zurückzuführen.

Wochenenden sind besonders unfallträchtig

Die Hälfte der Unfälle ereigne sich am Wochenende. „Das beginnt vormittags um 11 Uhr und endet um 17 oder 18 Uhr“, sagt Gerd Jund vom Führungsstab des Präsidiums. Von 98 Motorrad-Unfällen in der ersten Hälfte dieses Jahres verursachten 78 die Biker selbst. Weitere Tempolimits sind aber kein Thema – auch nicht auf dem südlichen Abschnitt der B 500. Dort darf 100 gefahren werden.

Und das, obwohl die Lärmbelastung steigt. Besonders beim Ruhestein, dem Sitz des Nationalpark-Zentrums, sei der Krach vehement, sagt Thomas Waldenspuhl, der Geschäftsführer des Nationalparks. In Baden-Baden wurde wegen des Motorradlärms im vergangenen Jahr eine im Land einzigartige „Doppel-Blitzanlage“ aufgestellt, die speziell auf Motorräder ausgelegt ist. In den ersten acht Einsatzmonaten zählte man 1518 Tempoüberschreitungen: 947 Autos und 571 Motorräder. Das schnellste Motorrad sei mit Tempo 117 geblitzt worden, erlaubt war 70. Gekostet hat die Anlage 170 000 Euro. Die Refinanzierung ist dank der Bußgelder wohl gesichert.