Im Mai 2014 wird sich der gewaltsame Tod Maria Bögerls zum vierten Mal jähren. Die Sonderkommission ist jetzt von Stuttgart in Räume der Polizeidirektion Göppingen umgezogen. Allerdings ist unklar, welche Aufgaben sie überhaupt noch hat.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - Die Tage, da die Sonderkommission „Flagge“, eingesetzt zur Aufklärung des Mordes an der Heidenheimer Bankiersehefrau Maria Bögerl, die Öffentlichkeit suchte, sind lange verstrichen. Im September 2012 war noch ein aufwendig gedrehter, halbdokumentarischer Film über den Kriminalfall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ gezeigt worden. Die Ermittler exponierten sich in einer bis dahin nicht gekannten Weise. Die Anzahl der Spuren und Hinweise aus der Bevölkerung habe sich nach Ausstrahlung der Sendung auf mehr als 10 000 gesteigert, sagte der damalige Pressesprecher der Soko. Inzwischen sagt gar niemand mehr etwas. Die Soko „Flagge“ präsentiert sich nach außen fest verschlossen.

 

Im Mai dieses Jahres wird sich der gewaltsame Tod Maria Bögerls zum vierten Mal jähren. Im Zuge der Polizeireform ist die Sonderkommission zum Jahresbeginn von Stuttgart in Räume der Polizeidirektion Göppingen umgezogen. Die Pressearbeit hat neuerdings das Polizeipräsidium Ulm in der Hand. Von dort gibt es keine Informationen, wie viele Ermittler überhaupt noch der Soko angehören. Dazu müsse die Staatsanwaltschaft gefragt werden, sagt ein Sprecher. Das liege im Auskunftsermessen der Ulmer Polizei, kontert ein Ellwanger Behördensprecher. Zu Gerüchten, die Soko-Mitglieder der Polizeidienststelle Heidenheim seien längst wieder in ihre alten Büros zurückgekehrt, es gebe eine interne letzte Frist für die Ermittlungen bis Mitte dieses Jahres, die Ermittler arbeiteten an einer „letzten großen Aktion“, einem DNA-Massentest, will niemand Stellung nehmen. „Kein Kommentar“, sagt der Sprecher der Ellwanger Staatsanwaltschaft.

Die heiße Spur in die Spielhallenszene entpuppte sich als Irrtum

Diese konsequente Verschwiegenheit könnte auf wachsende Spannungen innerhalb des Ermittlungsapparates hindeuten. Eine Großpanne liegt nicht weit zurück. Im Mai vorigen Jahres hatte die Staatsanwaltschaft lanciert, sie verfolge nunmehr eine heiße Spur in der Spielhallenszene im Raum Neresheim, Elchingen und Nördlingen. Anfang November war klar, dass die Ermittler einem Trittbrettfahrer aufgesessen waren. Ein 40-jähriger Familienvater aus Giengen im Kreis Heidenheim wurde vom Amtsgericht Heidenheim zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Der Mann hatte sich nach der „Aktenzeichen“-Sendung 2012 telefonisch gemeldet – und die Polizei anschließend monatelang mit angeblichen mitgehörten Tätergesprächen zwischen Rumänen in einem Herbrechtinger Spielcasino genarrt.

Von Differenzen zwischen der Staatsanwaltschaft und der Polizei zur Fortführung der Soko „Flagge“ will der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ellwangen nichts wissen. „Es gibt noch Ermittlungsansätze“, sagt er. Die Ermittlungen würden „eingestellt, wenn die Staatsanwaltschaft es beschließt“. Rüdiger Seidenspinner, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, weiß, dass das in der Praxis so gerade nicht läuft. Großverfahren wie im Fall Bögerl könnten nur im Konsens zwischen Staatsanwälten und der Polizeispitze geführt werden. Mit jedem weiteren Monat, der verstreicht, wächst die Diskrepanz zwischen der Behandlung des Mordes von Heidenheim und anderen Kapitalverbrechen. So war beispielsweise im Oktober 2011 in Laichingen (Alb-Donau-Kreis) ein kurdischstämmiger Blumenhändler erschossen worden. Im Juni vergangenen Jahres wurden die Ermittlungen offiziell eingestellt. Die knappe Begründung der Ulmer Staatsanwaltschaft: Alle sich bietenden Ermittlungsansätze seien ausgeschöpft.

Stuttgart -