Die Schülerin Luana Hess setzt sich schon mit fünf in den Kopf, ihre Haare spenden zu wollen. Beim Ludwigsburger Citylauf hat sie es gemacht – nun wird draus eine Echthaar-Perücke für eine Krebspatientin.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Manchmal stutzt Luana noch, wenn sie sich durch ihren hellbraunen Haarschopf fährt. „Wenn ich reinfasse und die Haare nach hinten ziehen will, geht das jetzt nicht mehr“, erzählt die Achtjährige. Auch die Zeiten, in denen sie ihre fast einen Meter lange Haarpracht als Schal benutzen konnte, sind erst mal vorüber. Aber wer braucht schon einen Schal, mitten im Sommer.

 

Eine Perücke brauchen hingegen nicht so wenige. Etwa Krebspatienten, wenn sie bei einer Chemotherapie ihre Haare verloren haben. „Ich habe im Fernsehen mal eine Sendung über ein Mädchen gesehen. Das hat extra für seine Freundin die Haare wachsen lassen. Die hatte eine Glatze, weil sie Krebs hatte“, erinnert sich Luana. Nach dieser Sendung setzte sie sich in den Kopf, irgendwann ebenfalls ihre Haare für ein krankes Kind spenden zu wollen. Schon als ABC-Schützin fragte sie langhaarige Kameradinnen in der Schlösslesfeldschule, ob sie mitmachen würden, wenn’s darauf ankäme.

Gleich zweimal auf dem Podium

Die Chance eröffnete sich jüngst beim Ludwigsburger Citylauf. „Als ich Luana anmeldete, las ich auf der Homepage, dass diesmal die Urmel Kinder-Krebshilfe dabei ist“, erzählt Luanas Mutter Tanya Hess – die Veranstalter von der Agentur Tempomacher wollten dem Verein, der Familien mit krebskranken Kindern unterstützt, beim Bekanntwerden helfen.

Mit dem Haarspendewunsch ihrer Tochter rannte Tanya Hess bei Melanie Vulcano, der Sprecherin des Ludwigsburger Urmel-Ablegers, offene Türen ein. „Vorher hatte ich erfolglos einige Friseure angeschrieben und Luanas Idee schon abgehakt“, berichtet Tanya Hess. Beim Citylauf, kamen die Frauen überein, könnte der etwas andere Friseurtermin und somit das Anliegen von Urmel in Szene gesetzt werden.

So kam es, dass Luana am Citylauf -Tag nicht nur nachmittags bei der Preisverleihung auf der Tribüne stand, weil sie – wie auch schon im Jahr zuvor – als schnellstes U-8-Mädchen ins Ziel des Schülerlaufs 1 geschossen war. Zu später Nacht erklomm sie das Podium ein zweites Mal, nun flankiert von Mitgliedern der Urmel-Kinder-Krebshilfe und von Friseurmeister Mark Astrath. Der war in seinem mobilen Salon schon seit Stunden mit Schere und Kamm in Charity-Mission zugange gewesen, während Luana und Freundinnen mit der Urmel-Spendenbüchse die Besucherreihen abgeklappert hatten. „Jetzt machen wir’s“, hatte der Friseur nach der Siegerehrung für Arne Gabius, Sabrina Mockenhaupt und Co. beschlossen und Luana zum erst zweiten Haarschnitt ihres Lebens aufs Podium geholt. Sie hörte ihre Mama noch „Aber nicht so kurz!“ rufen – und schon waren die Haare ab. 30 Zentimeter braucht es mindestens, damit die Perückenmacher zu Werke gehen können.

Modeln geht trotzdem

„Ich hab’ meinen Kopf gar nicht mehr gespürt, so leicht war der plötzlich“, erinnert sich das Mädchen an den ersten Moment „danach“. Angesteckt von Luanas Mut taten es ihr einige Sekunden später auch ihre zehnjährige Schwester Leonie und ihre Freundin Maia Muresan nach. Die Haare des Trios seien inzwischen in Berlin, wo eine Non-Profit-Organsiation Echthaarperücken für Chemo-Patienten fertige, erzählt Melanie Vulcano von Urmel.

„Ich hoffe, dass ein nettes krankes Kind sie jetzt kriegt“, sagt Luana. Kurz hatte die Familie überlegt, ob das Mädchen dann neben den bis zum Po reichenden Haaren womöglich auch seinen Job los sein würde – wenn sie nicht gerade die Schulbank drückt, Tennis spielt, schwimmt oder ihr Schlagzeug bearbeitet, modelt Luana für die Werbebranche. Ihre Agentur versicherte aber, es komme nicht auf die Haarlänge an. „Und wenn“, sagt Luana, „dann hätte ich es trotzdem gemacht.“