Uniformen, Folterwerkzeuge, Kochplatten von Andreas Baader: Die Anzeichen verdichten sich, dass die Ausstellung an ihrem jetzigen Standort in Ludwigsburg bleiben kann – zumindest vorerst. Noch sind indes viele Fragen offen, und es fehlt vor allem an: Geld.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Das Strafvollzugsmuseum in Ludwigsburg steht offenbar kurz vor der Rettung. Zuletzt war öffentlich über eine Schließung spekuliert worden, weil noch immer kein neuer Standort gefunden wurde. Der Mietvertrag für das denkmalgeschützte Gebäude an der Schorndorfer Straße, wo die Exponate seit 1988 ausgestellt werden, läuft im September aus. Die Inhaber hatten vor Monaten angekündigt, ihn nicht zu verlängern. Demnach stünde das Museum in rund fünf Monaten auf der Straße.

 

Seit einigen Tagen jedoch verdichten sich die Anzeichen, dass die Eigentümergemeinschaft ihre Meinung geändert hat und wieder verhandlungsbereit ist. Erste Gespräche mit Vertretern der Stadt und des Landes haben bereits stattgefunden. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec hält sich mit öffentlichen Aussagen zurück, bestätigt aber, dass es Fortschritte gibt: „Wir müssen nun prüfen, ob wir dort vernünftige Mietkonditionen hinbekommen, das wäre natürlich eine sehr interessante Lösung.“ Auch der Museumsleiter Erich Viehöfer schöpft Hoffnung: „Es bewegt sich etwas“, sagt der Historiker.

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1748, diente früher als Gefängnis und war im Besitz des Landes – das sich beim Verkauf zusichern ließ, dass das Museum die Räume bis September 2017 kostenlos nutzen darf. Eine darüber hinausgehende Vertragsverlängerung schien ausgeschlossen, weil die Eigentümer planten, in dem Haus eine Pflegestation für den benachbarten Seniorenstift unterzubringen. Das Projekt hat sich aber wohl zerschlagen. Vor einer Woche habe er erstmals Signale erhalten, „dass es weitergehen könnte“, sagt Viehöfer.

Die Inhalte des Museums sind bemerkenswert – die Präsentation ist es nicht

Der Konjunktiv ist angebracht, denn es sind zahlreiche Fragen zu klären, vor allem bezüglich der Finanzierung. Das Gebäude ist marode, an den Fenstern blättert Farbe ab, der Boden hat Risse, die Elektrik müsste saniert werden. Sollten die Eigentümer dafür Geld in die Hand nehmen, würden sie im Gegenzug erstmals Miete verlangen. Wer diese übernehmen soll, ist unklar.

Aufgebaut wurde das Museum einst von einem Förderverein mit Unterstützung des Landes und der Stadt. Anfangs war vereinbart worden, dass die Einrichtung zu gleichen Teilen von den drei Partnern getragen wird, was kaum mehr als ein Lippenbekenntnis war. Weniger als 40 000 Euro pro Jahr lassen sich Stadt und Land das Haus heute kosten. Nach mehreren Einsparrunden sei der Anteil des Fördervereins stetig gewachsen, klagt Erich Viehöfer.

Dabei wurden im Lauf der Zeit hochwertige Exponate zusammengetragen: Uniformen aus verschiedenen Epochen, Foltergeräte, Guillotinen, Fesseln oder auch selbst gebaute Kochplatten und eine Alkohol-Destillieranlage aus den Stammheimer Zellen der RAF-Terroristen Jan-Carl Raspe und Andreas Baader. So bemerkenswert die Inhalte sind: Die Präsentation ist es nicht. Ohne Erich Viehöfer, der seit fast einem Jahr in Ruhestand ist und trotzdem weiterarbeitet, wäre das Museum wohl schon geschlossen. Die Ausstellung wird kaum beworben, die Öffnungszeiten sind kurz, nur Schulklassen garantieren einen steten Besucherandrang. Kurz: Es fehlt an Geld.

Alle wollen den Fortbestand sichern. Aber wer zahlt?

Andererseits lässt das Rathaus keine Gelegenheit aus zu betonen, wie wichtig das Strafvollzugsmuseum für Ludwigsburg sei. Auch das Justizministerium versicherte am Montag, dass es das Ziel aller Beteiligten sei, „den Fortbestand zu sichern“. Fakt ist aber: Weil der Eintritt kostenlos ist, generiert der Förderverein Einnahmen vor allem durch Spenden, eine Miete könnte er nicht stemmen – weshalb im Falle einer Vertragsverlängerung die Finanzierungskonditionen mit dem Land und der Stadt neu verhandelt werden müssten.

Denkbar ist auch eine andere Variante: Das Gebäude wird erst einmal nicht saniert, und alles bleibt wie es ist. Damit hätten die Stadt und Land zumindest Zeit gewonnen, einen neuen Standort zu finden – und den Lippenbekenntnissen konkrete Taten folgen zu lassen.