Ein alltäglicher Blechschaden in Stuttgart wird auf ungewöhnliche Weise geklärt. Ermittelnde Polizisten setzen an der Unfallstelle auf die Spürnase eines Vierbeiners – mit Erfolg.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Vielleicht sollte man da mal den Aslan ranlassen. Auch wenn der Stuttgarter Polizeihund mit Verkehrsunfällen eher seltener zu tun hat. Das dachten sich jedenfalls Revierbeamte und ihre Kollegen von der Hundestaffel, als sie am frühen Mittwochmorgen in Mühlhausen vor den Beulen an einem geparkten Ford standen. Schaden: etwa 3000 Euro. Vom Verursacher weit und breit nichts zu sehen.

 

Die vermeintliche Unfallflucht wurde am Mittwoch gegen 5.30 Uhr in der Palmstraße in Mühlhausen angezeigt. Eine Polizeistreife des Reviers Zuffenhausen stellte das beschädigte Fahrzeug fest – und auch den Wagen, der das Auto gerammt hatte. Dabei handelte es sich um einen Mercedes, der ebenfalls am Unfallort stand. Der Fahrer hatte sich offenbar aus dem Staub gemacht. Ihn oder sie ganz schnell zu ermitteln, war kaum möglich. Denn die Halterabfrage führte nicht direkt zum Verdächtigen: „Es handelte sich vielmehr um ein Firmenfahrzeug“, sagt Polizeisprecherin Daniela Treude.

Der Löwe nimmt die Spur auf

Da sich der Unfallort ganz in der Nähe des Dienstsitzes der Hundeführerstaffel befindet, gerade mal 1,5 Kilometer und vier Autominuten, machte ein Hundeführer seinen Kollegen vom Revier einen Vorschlag: Vielleicht sollte man es mal mit Diensthund Aslan probieren. Der erfahrene Deutsche Schäferhund mit dem türkischen Vornamen für Löwe, hat eine Schutzhundeausbildung und eine gute Spürnase.

Und tatsächlich: Den Hund interessierten weniger die Beulen am Blech, sondern vielmehr die Gerüche, die an dem Mercedes festzustellen waren. Aslan nahm die Fährte auf. Denn tatsächlich erschnupperte er sich die Spur des Fahrers um die Straßenecke, hinein in die Menzelstraße. „Und dann blieb er vor dem Eingang eines Mehrfamilienhauses stehen“, sagt Polizeisprecherin Treude.

Was hatte den Unfall ausgelöst?

6 Uhr. Mission erfüllt. Die Beamten wurden zu einem 27-Jährigen geführt, der den Mercedes zuletzt benutzt hatte. Dabei stellte sich heraus, dass ihm eine Unfallflucht nicht vorgeworfen werden kann. Die Ermittlungen ergaben, dass der Mann mutmaßlich vergessen hatte die Handbremse zu aktivieren. Der Mercedes war dadurch wenig später ohne sein Wissen herrenlos davongerollt und gegen den geparkten Ford gekracht.

Die rechtliche Würdigung muss Aslan nicht interessieren. Mit seinem schnellen Ermittlungserfolg konnte jedenfalls geklärt werden, dass der 27-Jährige keine Unfallflucht begangen hatte. Allerdings muss er, weil der Mercedes nicht gesichert abgestellt war, mit einer Ordnungswidrigkeitenanzeige rechnen.