Roland Schmitt aus Esslingen sammelt Toiletten. Fotos, Modelle, Literatur - er hat alles, was mit dem stillen Örtchen zu tun hat.

Esslingen - Was ist das bloß für ein Mann, der Puppentoiletten sammelt? Diese Frage stellt sich unweigerlich, wer von Roland Schmitts schräger Vorliebe hört. Der Kunsterzieher und Künstler aus dem Landkreis Göppingen kann nicht nur eine stattliche Sammlung von Puppentoiletten vorweisen, er hat auch in aller Welt stille Örtchen fotografiert. Wann immer er auf Reisen ist, gehört sein erster Gang einer öffentlichen Toilette. Auch der unappetitlichste Anblick kann ihn nicht erschüttern. Und selbst da, wo Otto Normalverbraucher naserümpfend und von Brechreiz geplagt schleunigst den Rückzug antritt, nimmt er sich Zeit für seine ungewöhnlichen Feldstudien.

Ein gutbürgerliches Neubauviertel am östlichen Stadtrand von Eislingen: hier wohnt Roland Schmitt in einem Reihenhäuschen. Vor seiner Tür erstrecken sich saftige Wiesen und erheben sich die Bergrücken der Schwäbischen Alb - ein Ort wie geschaffen für junge Familien und Naturliebhaber. Einen Klosammler würde man hier dagegen weniger vermuten, ein skurriles Hobby wie dieses würde eher in eine Großstadt wie Berlin oder eine Gegend wie den Ruhrpott passen.

Doch die Adresse stimmt. Der Hausherr öffnet ganz in Schwarz gekleidet. Ein sorgfältig gestutzter, grauer Bart umrahmt sein Gesicht, das gutmütig und ziemlich unauffällig wirken würde, wäre nicht dieser spöttische Zug in den Augenwinkeln. Verstärkt wird dieses Eulenspiegelhafte durch eine Brosche, die Roland Schmitt auf der linken Brust trägt: Eine Katze betrachtet sich und damit auch Roland Schmitts Gegenüber verschmitzt in einem Spiegel in Klobrillenform. Damit ist das Thema für die nächsten Stunden vorgegeben. Das Haus von Roland Schmitt ist auf zwei Stockwerken ein Hort der absonderlichsten Puppen- und Miniaturtoiletten, um die sich Toilettengeschichten und allerlei Kloanekdoten ranken.

Die Leute reagieren verwundert bis befremdet


"Diese Sammelleidenschaft hat, glaube ich, tiefenpsychologisch keine Ursache!" Mit einer Handbewegung wischt Roland Schmitt jedwede Verdächtigungen populärpsychologischer Provenienz beiseite. Die Frage nach den Gründen für sein ungewöhnliches Hobby hat er offensichtlich erwartet. Außerdem ist er gewohnt, dass seine Passion in den allermeisten Fällen Verwunderung, manchmal sogar Befremden erregt. In der Landesbibliothek in Stuttgart habe man ihn "Doktor Klo" genannt, weil er ständig auf der Suche nach Literatur über Toiletten gewesen sei, erzählt er schmunzelnd.

Die Aussage, dass er eher von der Ästhetik her komme, erstaunt dann doch. So steht nicht Sigmund Freud Pate für das gesteigerte Klointeresse des Pädagogen sondern Marcel Duchamp. Der französische Maler und Objektkünstler ist der Erfinder der sogenannten Ready-mades. Das sind keine vom Künstler geschaffenen, sondern von ihm ohne jedes ästhetische Vorurteil ausgesuchte Alltagsobjekte. So stellte Duchamp im Jahr 1917 in Paris unter dem Pseudonym R. Mutt ein Objekt namens "Fountain" aus, bei dem es sich um ein Urinal für öffentliche Bedürfnisanstalten handelte, und löste damit einen handfesten Skandal aus.