Sieben Jahren nach der Auszeichnung beim Gründerpreis der Sparkassen steht der ungewöhnliche mobile Schwaben-Imbiss vor einer weiteren Weiterentwicklung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Berglen - Vor sieben Jahren haben drei junge Männer, zwei aus dem Rems-Murr-Kreis, einer aus Reutlingen, die Maultaschenrevolution ausgerufen. Damals waren sie mit ihrer Idee, die schwäbische Spezialität imbissfähig zu machen, im Bankengewerbe auf Begeisterung gestoßen. Beim Gründerpreis der Waiblinger Kreissparkasse belegten Michael Wast aus Schwaikheim, Peter Spataro (Berglen) und Sebastian Werner (Reutlingen) für ihre „herausragende Geschäftsidee“ um Maultaschenburger Rang eins und auf Landesebene einen ebenso beachtlichen vierten Platz. Seither bringen sie Teigtaschen „mit oder ohne Tier“, im Brötchen, als Fritten oder als geschnetzelte Curryvariante buchstäblich unter die Leute – mit stetig wachsendem Erfolg.

 

I love Mauldasch ist längst ein Fulltime-Job

Was damals noch unter dem Namen „Running Mhh“ so eben im Nebenberuf möglich war, ist für die früheren Versicherungskaufleute Spataro und Werner – Michael Wast ist inzwischen ausgestiegen – als „I love Mauldasch“ längst ein Fulltime-Job geworden. Die Mission mobile Maultasche wird in etwas handgestrickten Komfortverhältnissen, aber offenkundig gut strukturiert von Berglen aus gesteuert.

Das Unternehmen mit nunmehr 15 Festangestellten hat sich Raum um Raum auf dem Gelände eines früheren metallverarbeitenden Betriebs ausgebreitet. Zwei Food-Trucks, zwei Gastro-Anhänger, eine mobile Holzhütte und mehrere Zelte gehören zum Fuhrpark und ermöglichen dem Team, an sechs bis sieben verschiedenen Orten zur gleichen Zeit tätig zu sein. Denn das haben die nicht mehr ganz so jungen Jungunternehmer – 42 und 40 Jahre alt – nach einem anderthalbjährigen Experiment mit stationären Imbiss-Läden in Stuttgart und Reutlingen maultaschenrevolutionär gelernt: „Wir konzentrieren uns auf das, was wir können: auf die Straße“, sagt Peter Spataro.

Maultaschen an der Nordsee

„Die Straße“ freilich ist ein ziemlich breiter Begriff, denn die Maultasche to go wird zu den unterschiedlichsten Anlässen serviert: Auf Märkten genauso wie auf Messen, Firmenfeiern oder anderen Festivitäten, als Gast in Kantinen, auf dem Backnanger Straßenfest, dem Öhringer Pferdemarkt oder – wenn angefordert – auch durchaus weiter weg. In Sankt-Peter-Ording an der Nordsee etwa komme man beim Musik-und-Food-Festival Soul Kitchen ähnlich gut an wie Wasserspender in der Wüste. „Die reißen uns die Maultaschen förmlich aus der Hand“, sagt Sebastian Werner. Auch in der Bundeshauptstadt, bei der „Stallwächterparty“, dem Empfang der Landesvertretungen in Berlin, haben die Maultaschenmissionare schon für Furore gesorgt

Der Erfolg sei allerdings auch hart verdient. „Ganz wichtig und quasi in die I-Love-Mauldasch-DNA eingepflanzt ist, dass wir versuchen, alle Kundenwünsche möglich zu machen“, sagt Sebastian Werner und nennt ein Beispiel: Ein Unternehmen habe sich vorgestellt, dass dessen Azubis die anderen Mitarbeiter aus dem Mauldasch-Food-Truck heraus mitbedienen. Das aber sei aus hygienerechtlichen Vorschriften nicht so ohne Weiteres möglich gewesen.

Grundzutat noch vom selben Metzger

Also habe man zunächst einen Workshop zum Thema Hygiene vorgeschaltet sowie einen weiteren, in dem die Azubis ihre eigenen Maultaschenkreationen entwickeln durften. Das mutmaßlich leckerste Gericht wurde dann bei dem Mitarbeiterfest gereicht. Natürlich habe das Wachstum in den vergangenen Jahren auch Anpassungen nötig gemacht. Die spezielle Bratensoße, die den Maultaschenvarianten ihren unverwechselbaren Geschmack geben, wird nicht mehr ausschließlich von Peter Spataros Mutter Kati in der Küche ihres Winnender Bistros zubereitet, wenngleich das Rezept natürlich unverändert geblieben sei. Auch die Kapazitäten des Winterbacher Bäckers reichen nicht mehr für alle Laugenbrötchen aus. Dennoch sei man regional und bodenständig geblieben, betonen die Geschäftsführer, und die Maultaschen kämen noch immer von derselben Waiblinger Metzgerei.

Allerdings soll der nächste Schritt nun sein, nicht mehr alles mit der eigenen Mannschaft zu tun. Spataro und Werner wollen ihre Maultaschenkreationen und das ganze Konzept drumherum in Franchise-Lizenzen vergeben. Man sei an einer kritischen Grenze angelangt, an der das sinnvoller wäre als selbst operativ weiter zu wachsen, sagt Peter Spataro. Dabei dürfe das, was I love Mauldasch ausmache, natürlich nicht verwässert werden.

Die eigenen Produkte schmecken nach wie vor

Die Nase voll von den eigenen Produkten hingegen habe man keineswegs, betonen beide mit überzeugender Inbrunst. Die Maultasche schmecke nach wie vor, das hat Sebastian Werner erst unlängst wieder festgestellt. Bei einem Fernsehdreh für die Sendung „Galileo“ über ungewöhnliche Burgerkreationen hatte er in einen Klassiker im Laugenbrötchen beißen sollen. „Ich hatte zugegebenermaßen schon eine Weile keinen mehr gegessen“, räumt Werner ein, „aber was soll ich sagen: er war einfach immer noch verdammt lecker“, sagt der Mann, der sich selbst ein wenig als Botschafter einer seiner Ansicht nach unterschätzten Teigtasche sieht. Die Maultaschenrevolution geht also weiter.