Der Investor KKR sichert sich zusammen mit dem GfK-Verein eine Dreiviertelmehrheit an Deutschlands größtem Marktforscher.

Nürnberg - Der Poker um Deutschlands größten Marktforscher GfK ist beendet. Dem Finanzinvestor KKR ist es nach einer spannenden Zitterpartie nun doch noch gelungen, die angestrebten gut 18,5 Prozent GfK-Aktien einzusammeln. Das teilten sowohl der neue GfK-Großaktionär als auch die Nürnberger Marktforschungsgruppe mit. Der Anteil reicht, um zusammen mit dem GfK-Verein, der unverändert knapp 56,5 Prozent hält, eine Dreiviertel-Mehrheit zu erzielen. Bei den Nürnbergern mit ihren insgesamt gut 13 000 Beschäftigten ist ein Aufatmen spürbar. „Damit haben wir starke Partner an unserer Seite, um unsere Wachstumsstrategie konsequent und schnell umzusetzen“, sagte GfK-Vorstandssprecher Gerhard Hausruckinger nach der Ungewissheit der letzten Tage.

 

Mit MSD und Stone Capital waren nämlich überraschend zwei Fonds aufgetaucht, die erst im Verborgenen, dann offen insgesamt gut 15 Prozent der GfK-Papiere aufgekauft und damit ein Erreichen der von KKR angestrebten Einstiegsquote fraglich gemacht hatten. Was das Duo damit bezweckt hat, ist immer noch unklar. Bei GfK oder KKR haben sie sich nie gemeldet. Hinter MSD steht der US-Computerunternehmer Michael Dell. Stone Capital ist ein britischer Fonds. Beide können nun ihre eingesammelten GfK-Anteil noch bis Anfang März an KKR weiterreichen oder sie behalten und darauf hoffen, dass der Finanzinvestor GfK wieder flott bekommt.

GfK leidet seit langer Zeit unter einer Wachstumsschwäche

Die Nürnberger, die hierzulande vor allem durch ihren viel beachteten Konsumklimaindex und die Ermittlung von TV-Einschaltquoten bekannt sind, leiden seit einiger Zeit unter Wachstumsschwäche und anhaltendem Gewinnschwund. Prognosen wurden immer wieder verfehlt. Der Umsatz ist auch 2016 um vier Prozent auf unter 1,5 Milliarden Euro gesunken, der operative Gewinn gar um knapp ein Fünftel auf 154 Millionen Euro. 2017 soll es in ähnlichem Stil weitergehen. Konkurrenten wie Nielsen oder WPP ziehen den Franken immer mehr davon. Sie benötigen frisches Geld zur Expansion und eine zündende Strategie. Beides soll KKR liefern. Der Finanzinvestor hat in der Marktforschung einige Expertise, vor allem weil er schon bei Nielsen aktiv war und den GfK-Konkurrenten auf Vordermann gebracht hat.

Dennoch ist das Bündnis ungewöhnlich. Denn Finanzinvestoren geben sich zum einen normalerweise nicht mit einem Minderheitenanteil zufrieden. Der GfK-Verein hat seine 56,5 Prozent an der Marktforschungsgruppe für unverkäuflich erklärt, Einerseits wurden KKR öffentlich unbekannte Mitsprache- und Sonderrechte eingeräumt, die beide Aktionärsgruppen zumindest auf Augenhöhe bringen. Andererseits prallen zwei Welten aufeinander: Der GfK-Verein ist ein Zusammenschluss von über 500 GfK-Kunden, Organisationen und Einzelpersonen, die nach eigenem Selbstverständnis und im krassen Gegensatz zu KKR nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind. Der Finanzinvestor hat die Marktforschungsgruppe bei seinem jetzt erfolgreichen Kaufangebot zu 43,50 Euro je GfK-Aktie insgesamt mit fast 1,6 Milliarden Euro bewertet und muss für 18,5 Prozent rund 300 Millionen Euro bezahlen. Es könnten je nach Umfang der angedienten Aktien auch bis zu 700 Millionen Euro werden, und die GfK könnte demnächst von der Börse genommen werden. KKR zahlt beim jetzt sicheren Einstieg einen Aufschlag auf den GfK-Aktienkurs der letzten Monate von über 40 Prozent.

Bei den Nürnbergern muss sich einiges ändern, will der neue Partner am Ende auf seine Kosten kommen. Ein gewichtiges, wenn nicht sogar bestimmendes Wort dürfte KKR deshalb bei der Besetzung des vakanten Postens des GfK-Vorstandschefs mitsprechen. Hausruckinger gilt nur als Interimsbesetzung, seit der glücklose Vorgänger Matthias Hartmann zum Jahreswechsel abgetreten war. Genaueres über die neue Strategie sowie die Absprachen zwischen dem GfK-Verein und KKR könnte man Mitte März zur offiziellen Bilanzvorlage der Forschungsgruppe erfahren. Die noch ausstehende Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter zum KKR-Einstieg in Nürnberg gilt als Formalie.