Vor 20 Jahren sterben beim Roskilde-Festival neun Menschen. Trotz der Absage des Festivals wegen der Corona-Pandemie soll auch in diesem Jahr der Opfer gedacht werden.

Roskilde - 20 Jahre nach dem schweren Unglück beim Musikfestival im dänischen Roskilde wollen die Veranstalter trotz coronabedingter Absage der Veranstaltungder neun Todesopfer gedenken. Wie jeden Sommer sollten anlässlich des Jahrestags 30. Juni am Gedenkort vor der berühmten orangefarbenen Hauptbühne neun Blumen für die damals getöteten Besucher niedergelegt werden, teilte das Festival mit.

 

Gemeinsam mit rund 50 000 weiteren Musikfans hatten die neun jungen Zuschauer am späten Abend des 30. Juni 2000 vor der großen Freiluftbühne das Konzert der US-Rockband Pearl Jam bejubelt. Als die Menge nach vorne drängte, wurden sie auf dem rutschigen Boden erdrückt. Die Opfer waren 17 bis 26 Jahre alt, unter ihnen war auch ein junger Hamburger. In der Nähe der „Orange Scene“ wurde ein Gedenkhain für sie errichtet. Er besteht aus einem massiven Stein mit der Aufschrift „How fragile we are“ (Wie zerbrechlich wir sind) – ein Zitat aus einem Song von Sting – sowie neun Birken.

Roskilde galt als eines der sichersten Festivals

Das Roskilde-Festival galt zum Unglückszeitpunkt als eines der sichersten überhaupt. Die Tragödie führte über Roskilde hinaus zu einer Reihe von verstärkten Sicherheitsvorkehrungen für Festivals in Europa. Unter anderem wurde das „Crowdsurfing“ in der Folge vielerorts verboten. Dabei werden Konzertbesucher, auf Rücken oder Bauch liegend, von der Menge über die anderen Menschen hinweggetragen – ein „Surfen“ über dem Publikum.

Die Band Pearl Jam hatte nach dem Unglück schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter erhoben. Ein früherer Abbruch des Konzerts hätte Menschen retten können, erklärten die Musiker. Die dänische Polizei hält die Band dagegen für „moralisch mitverantwortlich“. Pearl Jam seien dafür bekannt, ihre Fans zu „gewalttätigem Verhalten auffordern“, erklärte ein Polizist damals.

Band verzichtet jahrelang auf Auftritte bei Festivals

Pearl Jam waren in der Folge jahrelang nicht mehr auf Festivals aufgetreten und hatten immer wieder an die Opfer von Roskilde erinnert. „Das bleibt der härteste Tag in unserem Leben“, hatte Bandsänger Eddie Vedder zehn Jahre nach der Tragödie bei einem bewegenden Auftritt in der Berliner Wuhlheide gesagt. „Wir denken wirklich jeden Tag daran.“ Zwei Jahre danach hatten Pearl Jam die Tragödie im Song „Love Boat Captain“ thematisiert.

Dieses Jahr wurde das Roskilde-Festival wegen der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Verbot von Großveranstaltungen in Dänemark abgesagt. Die 50. Auflage des größten Musikfestivals in Nordeuropa soll nun im Sommer 2021 in der Stadt rund 30 Kilometer westlich von Kopenhagen stattfinden – die Dauertickets sind bereits ausverkauft.