Selbstgebastelt, hierzulande illegal und nur für Profis gedacht: Der Böller, der einen Mann aus Göppingen getötet hat, war eine echte "Höllenmaschine".
Göppingen - Der tragische Tod eines 27-Jährigen in der Silversternacht auf dem Bergrücken zwischen dem Hohenstaufen und dem Rechberg im Kreis Göppingen wirft viele Fragen auf. Wie berichtet, hatte der Mann mit Böllern hantiert, als plötzlich einer Kracher losging und ihn im Brustbereich derart schwer verletzte, dass er noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Zwei weitere Personen sind verletzt worden, wie ein Polizeisprecher jetzt berichtet.
Rund 100 Personen hätten entlang der aussichtsreichen Straße auf dem Aasrücken bei Nebel, Regen und Wind gefeiert. Bei schönem Wetter wären es noch mehr gewesen, so der Sprecher der Göppinger Polizei, Rudi Bauer. Zudem hatte sich der Unfall an einer Stelle ereignet, die vom eigentlichen Böllergeschehen etwas abseits lag. Mittlerweile untersuchen Spezialisten des Landeskriminalamts den Sprengstoff, den sich der Mann selbst illegal besorgt haben soll. Nach ersten Ermittlungen stammten die illegalen Böller aus Osteuropa und sind für den deutschen Markt gar nicht zugelasssen.
Pyrotechnik für Profis
Überdies fanden die Beamten im Rucksack des verunglückten Mannes, der mit Freunden zuvor auf einer Party in Ottenbach gefeiert hatte, pyrotechniches Material, wie es höchstens Profis mit entsprechender Lizenz verwenden dürften. Unklar sei zudem, ob diese Raketen und ähnliche Geschosse selbst in den Händen von ausgebildeten Pyrotechnikern überhaupt eine Zulassung für Deutschland hätten, erklärt Rudi Bauer von der Polizei.
Schließlich soll der 27-Jährige, der bei einem Abbruchunternehmen tätig war, die ob ihrer Sprengkraft hierzulande verbotenen Böller teilweise auch noch selbst umgebaut haben. Unter anderem bastelte er rundliche, etwa tennisballgroße Kracher oder füllte den Zündstoff in Coladosen ab. „Dazu haben die jungen Männer die Böller nicht mit Zündhölzern oder einem Feuerzeug, sondern mit einer Gaskartusche mit Brenneraufsatz angezündet“, berichtet Rudi Bauer.
Selbstgebaute Höllenmaschine
Ob sie dabei übersehen hätten, dass die Lunte bereits brannte, oder ob der Sprengsatz direkt in Brand geriet, sei kaum mehr nachprüfbar, so der Sprecher. In jedem Fall explodierte die selbstgebaute Höllenmaschine, als der Mann sich gerade über sie gebeugt hatte, um sie zu entzünden. Ein 20-jähriger Freund, der offensichtlich versucht hatte, beim Anzünden den Wind mit der Hand abzuschirmen, erlitt Brüche an der Hand und diverse Schürfwunden. Mit leichten Verletzungen kam ein 39-Jähriger davon, der einige Meter daneben stand.
Für Rudi Bauer ist der Vorfall einzigartig. "Natürlich gibt es immer wieder Unfälle an Silvester, in der Regel durch unsachgemäße Handhabung der Böller. Verletzungen an Händen oder Augen gibt es leider in der Silvesternacht immer wieder“, erklärt er. Und auch illegales Material aus Osteuropa, so genannte Polenböller und ähnliches seinen leider immer wieder im Umlauf - ebenso, wie es selbst gebaute Kracher gebe. Eine derart explosive Mischung, wie sie dem verunglückten Göppinger jetzt zum Verhängnis geworden sei, sei ihm allerdings noch nie untergekommen.