Die derzeitige Konstanzer Rektorin Kerstin Krieglstein könnte das Rennen machen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Schon zwei Mal wurde wegen der Corona-Krise die Rektorwahl an der Freiburger Universität verschoben, erst vom März auf den April, und nun ist der 27. Mai als nächster Termin anvisiert. Die Bewerbungsfrist für die Leitung der altehrwürdigen Hochschule mit 7000 Professoren und Lehrkräften und 24 000 Studierenden an elf Fakultäten ist bereits am 16. Dezember abgelaufen. Eine Findungskommission unter dem Vorsitz von Andreas Barner, dem langjährigen Chef des Pharmariesen Boehringer Ingelheim, der seit 2015 Vorsitzender des Universitätsrats der Uni Freiburg ist, hat nach dessen Angaben unter 15 Bewerbern einen Nachfolger für den scheidenden Hans-Jochen Schiewer (64) auswählen können. Der Germanist Schiewer war 2008 als Nachfolger für den Kurzzeit-Rektor Andreas Voßkuhle nach dessen Wechsel zum Bundesverfassungsgericht gewählt und 2014 im Amt bestätigt worden.

 

Nur ein Kandidat hat sich bisher geoutet

Schon zum ersten geplanten Termin im März wollte die Findungskommission aus dem großen Bewerberfeld der Wahlversammlung wohl nur einen einzigen Vorschlag präsentieren. „Zum Schutz der Bewerber und aus Respekt vor dem Verfahren ist es selbstverständlich, dass die Findungskommission diese Vertraulichkeit wahrt und keine Auskünfte zu einzelnen Personen erteilt“, hat Andreas Barner in einer Erklärung betont. Ob die Kandidaten ihre Bewerbung öffentlich machen wollten, sei „ihre persönliche Entscheidung“. Geoutet hatte sich im Februar per Video lediglich der Leiter des Instituts für pharmazeutische Wissenschaften, Andreas Bechthold. Er betonte in dem kurzen Film, er wolle für mehr Transparenz sorgen und sich dafür einsetzen, dass die Uni schnellstmöglich ihren 2012 verlorenen Exzellenzstatus wiedererlange.

Ob Bechthold oder andere Bewerber aus dem Pool der Uni Freiburg in die engere Auswahl gekommen sind, wird mit Verweis auf die Vertraulichkeit nicht bekanntgegeben. Die Bewerber selber sind offenbar darauf hingewiesen worden, sich öffentlich nicht zu äußern. Nach Informationen unserer Zeitung seien jedoch etliche der ursprünglich zur Kandidatur ermunterte Professoren erst gar nicht zu Gesprächen eingeladen worden, sondern nur externe Bewerber. Der Unmut bei den Betroffenen sei entsprechend groß.

Der Flurfunk spricht für Krieglstein

Wen die Findungskommission den 22 Mitgliedern des Uni-Senats und den sechs Vertretern des Uni-Rates am 27. Mai vorschlagen wird, ist ähnlich wie bei Spitzenpolitikern oder Bundesligatrainern nun Gegenstand eines lebhaften „Flurfunks“. Zumal nach einer zweimonatigen Verschiebung der Wahl. An den Universitäten in Freiburg und Konstanz wird hinter vorgehaltener Hand übereinstimmend der Name der Konstanzer Rektorin genannt. Kerstin Krieglstein (56) steht erst seit 2018 an der Spitze der Hochschule am Bodensee, zuvor war sie vier Jahre Dekanin der medizinischen Fakultät der Universität in Freiburg. Die Neurowissenschaftlerin aus Bayern kennt Freiburg aber bereits seit 2007, als sie dort Professorin für Anatomie wurde. Sie ist verheiratet mit einem Molekularbiologen, der Gastprofessor in Freiburg ist.

Auch Kerstin Krieglstein äußert sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu dem Thema. Sie respektiere „die Vertraulichkeit der Gremientätigkeit anderer Universitäten“, ließ sie mitteilen.