Am Südrand des Hohenheimer Unicampus hat die Landesanstalt für Bienenkunde ein neues Zuhause erhalten. Das Laborgebäude in Holzhybridbauweise ermöglicht nicht nur zeitgemäßere Forschung, sondern setzt auch bei der Nachhaltigkeit neue Maßstäbe.

Stuttgart - Fast 20 Jahre hat Peter Rosenkranz, der Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde, auf einen Ersatz für das marode Containergebäude am Südrand des Hohenheimer Unicampus warten und als Forscher improvisieren müssen. Am Montag ist nun ein Neubau übergeben worden, der nicht nur den Bienenforschern neue Analysemöglichkeiten eröffnet, sondern auch selbst Maßstäbe in punkto Nachhaltigkeit setzt.

 

Der gleichermaßen elegant-schlichte wie rustikale Quader ist 50 Meter näher an die Uni herangerückt, liegt auf der anderen Seite des „Langen Sees“, eines kleinen Weihers, und ist als zweistöckiges Niedrigenergiegebäude angelegt, auf dem begrünten Flachdach befindet sich eine Fotovoltaik-Anlage. Im Inneren bietet das von Lanz Schwager Architekten BDA aus Konstanz geplante Haus mit seiner Kombination von hellem Holz, Sichtbeton und großen, bodenlangen Glaswänden eine freundliche, einladende Anmutung. In seiner Funktionalität ist es ein Tausendsassa. Denn es vereint auf mehr als 1200 Quadratmetern Nutzfläche nicht nur Labore, Büros und Seminarräume, sondern auch eine Imkerei mit Wachsraum, Schleuderkammer, Kühl- und Wärmekammer sowie eine Schreinerwerkstatt. Das muss es auch.

Die Landesanstalt für Bienenkunde forscht, ist aber auch Dienstleister

Schließlich ist die Landesanstalt für Bienenkunde zum einen Dienstleister und Berater für die Imker, analysiert deren Honig, etwa auf dessen Herkunft, aber auch auf Rückstände von Pestiziden. Zum anderen ist sie auch eine Forschungseinrichtung der Uni und bietet derzeit rund 20 Nachwuchswissenschaftlern vom Bacheloranden bis zum Doktoranden Raum für Forschungsprojekte.

„Wir können jetzt ganz andere Schwerpunkte setzen, etwa molekulargenetische Analysen“, sagt Rosenkranz. Der Laborbereich habe jetzt „eine ganz andere Dimension“. Auch der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert zeigt sich hocherfreut über den Neubau, der auf dem Weg zum klimaneutralen Campus auch wegweisend für künftige Bauprojekte sei. Die Investition des Landes – 10,4 Millionen Euro – „gibt uns zugleich den notwendigen Rückenwind für relevante Forschungsfelder wie den Erhalt der Biodiversität, den Schutz der Bienenvölker gegen die Varroa-Milbe oder genauere Kenntnisse von Pflanzenschutzmitteln für die Bienengesundheit“, so Dabbert. Damit könne die Landesanstalt auch international punkten. „Ein Zukunftsthema“, meint Wissenschaftsstaatssekretärin Petra Olschowski – gerade in einer „derzeit nicht gerade insektenfreundlichen Umwelt“.

Die Landesanstalt betreut auch 200 eigene Bienenvölker

Doch nicht nur die Imker im und außerhalb des Landes, auch die 200 eigenen Bienenvölker der Landesanstalt mit rund 40 000 Bienen pro Volk werden von diesen Erkenntnissen profitieren. Nur mit der Vermarktung des Honigs tue sich die Uni schwer, bedauert Rosenkranz im Blick auf die vielen Auflagen.