Am 12. Juni ist Elternabend an der Uni Stuttgart – Töchter können mitgebracht werden, heißt es in einer Einladung. Wer mehr Schülerinnen für ein Technikstudium motivieren will, muss erst deren Eltern überzeugen, meint die Uni.

Stuttgart - Am 12. Juni ist Elternabend. Aber der Veranstalter ist weder eine Kita noch eine Schule, sondern die Uni Stuttgart lädt ein. Damit macht sich die Hochschule beherzt einen Trend zunutze, der sich zunehmend abzeichnet. Nämlich dass Kinder gern möglichst lang Kinder bleiben wollen und Erwachsene immer mehr dafür zu tun scheinen, ihren Sprösslingen Entscheidungen abzunehmen und sie in dieser Phase zu belassen. Da erscheint es nur konsequent, dass auch die Uni als Dienstleisterin sich auf solche Rahmenbedingungen einstellt. Oder?

 

In dieser Art sei das eine Premiere, das räumt Tanja Walther vom Gleichstellungsreferat der Uni Stuttgart ein, das die Veranstaltung organisiert. Sie bestätigt, die jungen Leute seien „nicht mehr so selbstständig wie früher und lassen sich eher an der  Hand nehmen“. Als Partner hat sich die  Hochschule Esslingen angeschlossen. Schließlich steht die Veranstaltung unter der Überschrift „Technik braucht Vielfalt – ein Angebot zur Studienwahl für Schülerinnen und Eltern“. Streng genommen sind natürlich die Töchter gemeint, in diesem Fall „Schülerinnen mit und ohne Migrationshintergrund, die in den naturwissenschaftlichen Fächern gut sind und Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Inhalten haben“, wie es in dem Schreiben an die „lieben Eltern“ heißt.

Besonders Migrantinnen brauchen elterliche Unterstützung

„Wir haben festgestellt, dass gerade bei Mädchen mit Migrationshintergrund die Eltern eine wichtige Rolle bei der Berufswahl und Berufsentscheidung spielen“, sagt Tanja Walther. „Und wenn Eltern das nicht unterstützen, dann entscheiden sich die Mädchen eher nicht für ein technisches Fach.“ Doch genau daran arbeite die Uni. „Unser Zielfokus an der Uni Stuttgart als technische Uni ist, dass wir den Frauenanteil erhöhen wollen“, so Walther.

Der ist bei den Studierenden in den technischen Fächern immer noch gering: Spitzenreiter nach unten ist die Fakultät Konstruktions-, Produktions- und Fahrzeugtechnik. Dort beträgt der Anteil der Studentinnen gerade mal elf Prozent.

Uni informiert über die beruflichen Aussichten der Töchter

Beim Elternabend, bei dem selbstverständlich auch die Töchter mitgebracht werden dürften, informiere man über die Unterschiede zwischen Uni, Hochschule für Angewandte Wissenschaften und einem Dualen Studium, aber auch darüber, welche Studienfächer die Uni Stuttgart und die Hochschule Esslingen bieten, welche Studieninhalte vermittelt werden, welche Berufe dahinterstünden und welche Aussichten die Töchter auf dem Arbeitsmarkt erwarten. „Es ist“, so Walther, „bei vielen Eltern eine Grundangst da, dass ihre Kinder im Bildungssystem abgehängt werden.“ Auch zum Unitag kommen die Eltern. Dass der für Schüler reserviert ist, stört sie nicht.