Ursula Meiser ist Ombudsfrau an der Universität Stuttgart. An sie können sich Studenten wenden, die Probleme im Studium haben. Das reicht von allgemeiner Planlosigkeit bis zum konkreten Streit mit einem Professor.

Stuttgart - Ihr Dienstkämmerchen hat Ursula Meiser an der Azenbergstraße, im Hinterhaus, oben unterm Dach. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet die promovierte Politikwissenschaftlerin als Ombudsperson Lehre an der Universität Stuttgart. Und sie amtiert als Sprecherin im deutschen Netzwerk Beschwerde- und Verbesserungsmanager und Ombudspersonen, wie es etwas sperrig heißt. Die 35-Jährige, die ihre Magisterarbeit über Demokratie in Italien und ihre Doktorarbeit über politische Eliten und Verfassungsdebatten in Italien und Deutschland geschrieben hat, hat sich auf gewaltfreie Kommunikation spezialisiert.

 

Freundlich, aber bestimmt empfängt sie ihre Gäste. In ihrer Mediatorenausbildung hat sie gelernt, wie man bei anderen Menschen den Druck aus dem Kessel nimmt und ihnen beibringt, konstruktive Lösungen zu finden. Die Studierenden hatten sich schon länger eine solche neutrale Beraterin gewünscht, die ihnen bei organisatorischen und anderen Problemen zur Seite steht. Meiser ist die erste in dieser Art in Baden-Württemberg. Ihre Stelle ist weder in der Professorenschaft noch bei der Verwaltung angesiedelt, sondern beim Rektorat. Ermöglicht wurde sie durch den vom Bund geförderten Qualitätspakt Lehre, sie ist bis September 2016 befristet.

Manchmal gibt sie den jungen Leuten Hausaufgaben auf

„Zu mir kommen Leute, die ein wirkliches Problem haben“, sagt Ursula Meiser über ihre Arbeit. „Geweint und geschrien wird hier ziemlich viel – aber nur am Anfang, dann kriegen wir das irgendwie hin“, erzählt sie und meint nicht nur Studierende, sondern auch Professoren. Das Wichtigste beim „Irgendwie-Hinkriegen“ sei, wegzukommen von Bewertungen. „Ich versuche die Leute zu motivieren und aufzubauen. Gelegentlich muss man sie rausholen aus ihrer passiven Haltung“, berichtet Meiser. „Manchmal sind die Studierenden auch verwirrt, weil sie den Unterschied zwischen Schule und Uni nicht blicken. Etliche kommen und sagen: ‚Sagen Sie mir doch, was ich jetzt machen soll.’ Aber so funktioniert Beratung nicht.“

Meiser setzt auf die Eigenverantwortlichkeit der jungen Leute – und sieht auch jeden von ihnen in der Lage dazu. „Ich gebe den Leuten manchmal Hausaufgaben auf und sage: Gehen Sie zu Ihrem Fachberater, besorgen Sie sich die Information – und dann kommen Sie wieder.“ Häufig muss die Ombudsfrau auch bei organisatorischen Problemen helfen. Ein Klassiker sei das Thema Zuständigkeiten. „Manchmal bleiben Sachen einfach liegen oder jemand war krank und niemand sagt es den Studenten – es ist oft eine Sache der Kommunikation.“