Die Auszeichnung des Bahnchefs Rüdiger Grube erbost Stuttgart-21-Gegner. Nun wird öffentlich an der Berechtigung gezweifelt. Die Universität hat den Festakt nun abgesagt.

Stuttgart - Am 25. Juli hat die Uni Stuttgart dem Bahnchef Rüdiger Grube den Titel Ehrensenator verliehen. Als Begründung nannte sie die „Anerkennung seines 20 Jahre währenden persönlichen Engagements sowie der großzügigen Förderung des Ingenieurnachwuchses und der Forschung an der Universität Stuttgart“. Die offizielle Verleihung hätte am 16. November bei der Jahresfeier der Uni stattfinden sollen – allerdings ohne den Geehrten. Doch am Donnerstag sagte die Uni den Festakt ganz ab. Grund sei „die unsachliche öffentliche Kampagne gegen diese Ehrung im Vorfeld der Jahresfeier“.

 

Festredner sagt ab

Ausschlaggebend für die Absage sei die Mitteilung des Festredners Wolfgang Kinzelbach von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich gewesen, seine Zusage an der Veranstaltung zurückzuziehen. Der Professor für Hydromechanik hätte über „Wasser – die kritische Ressource des 21. Jahrhunderts“ sprechen sollen. „Bei all den Vorwürfen, die mir von verschiedenen Seiten zugegangen sind, sehe ich mich gezwungen, meine Mitwirkung an der Ehrung abzusagen“, habe Kinzelbach der Uni erklärt, heißt es jetzt.

Die Parkschützer aber stellen den Vorgang in einer Pressemitteilung anders dar. Demnach hätten sich „Cannstatter gegen Stuttgart 21“ sowie das „Wasserforum“ an Kinzelbach gewandt und ihn auf den Zusammenhang zwischen der aus ihrer Sicht bestehenden Mineralwasserbedrohung durch S 21 und der geplanten Ehrung von Grube informiert. Daraufhin, so die Parkschützer in der Erklärung , habe der Professor den Vortrag abgesagt und somit „die richtige Konsequenz gezogen“.

Bonatz-Enkel Peter Dübbers hatte gegen die Ehrung protestiert

Auch Peter Dübbers ist über Grubes Auszeichnung verwundert. Der Enkel von Paul Bonatz sieht darin „eine posthume Brüskierung“ seines Großvaters, der wegen seiner Verdienste als Architekturlehrer und Erbauer des Stuttgarter Hauptbahnhofs vor 60 Jahren von der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart mit der hochrangigen Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet worden war. In einem offenen Brief an Unirektor Wolfram Ressel kritisiert Dübbers die Verleihung der Ehrensenatorwürde an Grube als „äußerst befremdlichen Akt des vorauseilenden Gehorsams“. Vielleicht, so Dübbers weiter, „sind die Aufträge der DB AG mit ihrer Monopolstellung für Ihr Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen tatsächlich überlebenswichtig, bis hin zu gelegentlichen Gefälligkeitsgutachten“.

Architekt weist auf „höchst seltene“ Vorlesungstätigkeit hin

Zweifel an der Berechtigung des Ehrentitels für Grube äußert auch der Architekt Roland Ostertag in einem Brief an Ressel, der der StZ vorliegt. Ostertag findet es zwar „verständlich“, dass die Bahn und das Eisenbahninstitut der Uni gute Beziehungen pflegen und Drittmittel für Auftragsgutachten und Auftragsforschung fließen. Doch dies, so Ostertag, begründe noch keine Ehrung. Und Grubes Lehrtätigkeit an der Uni sei laut Vorlesungsverzeichnis „höchst selten“ gewesen.

An der Uni, deren Senat „mit deutlicher Mehrheit“ für die Auszeichnung Grubes gestimmt habe, ist man über die Proteste der S-21-Gegner überrascht. Uni-Sprecher Hans-Herwig Geyer spricht von einer Instrumentalisierung der Auszeichnung.