Die Heidelberger UB verweist die Besucher ihres Online-Katalogs mit einem Klick direkt weiter an den Versand-Giganten. Die Hochschule verdient daran einen „kleinen vierstelligen Betrag“, wie eine Uni-Sprecherin einräumte.

Heidelberg - Eine Sprecherin der Heidelberger Universitätsbibliothek hat bestätigt, dass die Universitätsbibliothek die Besucher ihres Online-Katalogs mit einem Klick direkt an das Versandhandelsunternehmen Amazon weiter vermittelt. Den Weg weist – allerdings ohne einen entsprechenden Hinweis – ein Umschlagbild des gesuchten Buchs, von dem ein Link zur Internetseite der Firma führt.

 

Der Heidelberger Germanistik-Professor Roland Reuß hatte deshalb seiner UB Mitte der Woche in einem Artikel über die Probleme des Buchhandels in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vorgeworfen, sie „lotse“ die Studenten auf die Internetseite des Unternehmens. Offensichtlich sei bei der Bibliothek „die Sensibilität für größere wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge auf der Strecke geblieben“, meinte er. Während seit Jahren gut sortierte Buchhändler schließen müssten, lenke eine öffentlich finanzierte Bibliothek ihre Besucher „direkt zu dem Luxemburger Steuervermeidungskonzern“.

Verlinkung wurde 2007 eingeführt und keiner hat es gemerkt

Nach Angaben der UB-Sprecherin profitiert die Einrichtung auch selbst von der Verlinkung. Man bekomme pro verkauftem Buch eine Art Provision, die sich im Lauf eines Jahres auf einen „kleinen vierstelligen Betrags“ summiere, erklärte sie auf Anfrage. Die Verlinkung sei nicht neu, sondern bereits 2007 eingeführt worden. Grund dafür sei der Wunsch der UB gewesen, im Online-Katalog so viele Informationen wie möglich zu bieten. Neben dem Inhaltsverzeichnis oder einer Rezension des gesuchten Titels zähle dazu auch ein Coverbild. Im Falle noch lieferbarer Titel beziehe man dies von Amazon. Der Internethändler habe mit Abstand die meisten solchen Bilder im Angebot. Er knüpfe die Veröffentlichung allerdings an die Bedingung einer Verlinkung. Daher habe die UB eine entsprechende Vereinbarung mit dem Unternehmen geschlossen. Reuß sei der erste, der daran Anstoß genommen habe.

UB bezieht Bücher soweit möglich über den heimischen Handel

Die UB wolle seine Kritik zum Anlass nehmen, die Sache noch einmal zu diskutieren und zu überprüfen, erklärte die UB-Sprecherin. Die Heidelberger sei weder die erste, noch die einzige große Bibliothek die mit Amazon zusammenarbeite; auch andere Hochschulbibliotheken, etwa beim KIT in Karlsruhe kooperierten in der gleichen Weise. Das Angebot sei bisher weit weniger in Anspruch genommen worden, als man erwartet habe. Erst seit Reuss das Thema publik gemacht habe, registriere man mehr Klicks auf die Bilder von Amazon. Ihre eigenen Bücher beziehe die UB im Übrigen soweit immer möglich von örtlichen Buchhändlern, sagte sie.