Während Pflegekräfte einen Coronabonus bekamen, gingen andere Beschäftigte im Gesundheitswesen leer aus. Im Gespräch fordert die CDU-Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker für sie einen Inflationszuschuss. Bezahlen soll die Bundesregierung.

Viele gingen beim Coronabonus für die Pflege leer aus. Um das zu ändern, fordert die Lörracher CDU-Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker, dass die Bundesregierung an alle Beschäftigten im Gesundheitswesen einen Inflationszuschuss von mindestens 500 Euro bezahlt.

 

Frau Stöcker, die Unionsfraktion im Bundestag schlägt einen Inflationszuschuss für Beschäftigte im Gesundheitswesen vor. Was wollen Sie damit erreichen?

In der Coronapandemie zollte die Bundesregierung Beschäftigten in Kliniken und der Altenpflege mit einem Coronabonus Anerkennung für die hervorragende Leistung, die die Pflegekräfte erbracht hatten. Das unterstütze ich ausdrücklich. Allerdings gingen viele damals leer aus. Und das wollen wir mit dem Inflationszuschuss ändern.

Wer soll diesen Zuschuss bekommen?

Alle, die bisher nicht bedacht worden sind – also beispielsweise die vielen medizinischen Fachangestellten in den Praxen oder Beschäftigte im Rettungsdienst. Erst das Zusammenspiel aller Leistungsträger hat das Gesundheitswesen in der Pandemie stabilisiert. Deshalb müssen auch alle Wertschätzung erfahren.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker fordert einen Inflationszuschuss für das Gesundheitswesen. Foto: Jürgen Weisheitinger

Wie hoch soll der Zuschuss sein?

Mindestens 500 Euro. Und das Geld dafür muss die Regierung bereitstellen. Nur so gelingt es, den Unmut aufzufangen, den die Ampel in vielen Teams ausgelöst hatte. Es war eben schlicht unfair, dass manche einen Bonus bekamen und andere nicht – und das, obwohl sie sich mitunter um dieselben Patienten gekümmert hatten. Mir sagen deshalb viele, dass es da besser gewesen wäre, nichts zu machen. Das kann ich nachvollziehen. Ich will es aber dabei nicht belassen, sondern erreichen, dass alle wertgeschätzt werden – auch wenn das für manche mit dem Inflationszuschuss dann später geschieht.

Rechnen Sie damit, dass die Ampel Ihrem Vorschlag folgt?

Ich hoffe jedenfalls darauf, und deshalb machen wir da Druck. Wenn die Koalition unseren Vorschlag ablehnt, bin ich sehr gespannt, wie sie dann der Öffentlichkeit die Ungleichbehandlung erklären will, bei der es dann ja bleiben würde.

Gesundheitsminister Lauterbach hat bisher immer betont, dass es den Praxisinhabern freistehe, ihren Fachangestellten einen Bonus zu zahlen.

Damit weicht er der eigentlichen Frage aus. Wenn die Regierung aus Etatmitteln Boni gewährt, muss sie das für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen tun und kann sich nicht bei einer Gruppe unter Hinweis auf die Arbeitgeber einen schlanken Fuß machen.

Viele Pflegekräfte sagen, dass es anstelle von Boni und Zuschüssen besser wäre, das Arbeitsumfeld zu verbessern. Warum nehmen Sie dies nicht auf?

Das eine schließt das andere doch nicht aus. Zweifellos muss das Umfeld besser werden – die Anerkennung für alle Beschäftigten ist aber trotzdem wichtig und überfällig. Und was die Arbeitsbedingungen angeht, bleibt die Regierung an einem wichtigen Punkt leider untätig.

Welcher ist das?

Es wäre gut, wenn die Pflegekräfte mehr Kolleginnen und Kollegen hätten. In vielen Staaten haben qualifizierte Fachkräfte durchaus Interesse, nach Deutschland zu kommen. Das Verfahren dafür läuft aber so schwerfällig und bürokratisch ab, dass die Fachkräftegewinnung viel zu selten gelingt. Deshalb machen wir von der Union uns dafür stark, eine Fachkräfte-Agentur einzurichten.

Was würde das bringen?

Interessenten hätten einen zentralen Ansprechpartner, der das Verfahren nach einheitlichen Kriterien für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen abwickelt – und das digital und zügig, damit sich für die Pflegekräfte wie die Pflegebedürftigen endlich etwas spürbar verändert.