Die Wissenschaft will erst das Prüfverfahren der Uni Bayreuth abwarten, bevor sie über zu Guttenberg den Stab brechen könnte.

Bayreuth - Bei der Universität Bayreuth gibt man sich kleinlaut. Was in dieser Lage verständlich ist. Auf ihrer Website steht in der Rubrik Alumni zwar noch ein schönes Foto von Karl-Theodor zu Guttenberg, in einem überfüllten Hörsaal auf einer Treppe sitzend. Fragen nach dem ehemaligen Doktoranden beantwortet Pressesprecher Frank Schmälzle aber ungern. Man möge, sagt er, die Stellungnahme der Universität von Mittwochabend lesen. Darin erklärt Präsident Rüdiger Bormann in dürren Worten, dass die Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft an der Universität sich "mit dem Plagiatsvorwurf im Zusammenhang mit der Dissertation von Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg" befasst habe und man nun die "vorgesehenen formalen Verfahrensschritte" nutze. Guttenberg muss schriftlich Stellung nehmen.

In Bayreuth sei die Prüfung des Falles "in den besten Händen", hat das Wissenschaftsministerium in München erklärt. Nicht gewünscht wird also, dass die Prüfung von Guttenbergs Doktorarbeit von der Instanz einer anderen Universität vorgenommen wird, was ja theoretisch möglich wäre. Bei Vorwürfen gegen die Promotion des österreichischen Wissenschaftsministers Johannes Hahn 2007 war so verfahren worden. Hahn soll seitenweise abgeschrieben haben. Er promovierte in Wien, aber sein Fall wurde von der Ombudsstelle der Uni Zürich geprüft. Am Ende behielt er seinen Doktorhut.

"Schlag ins Gesicht" für Doktoranden


Die bayerische SPD sieht schon den Wissenschaftsstandort Bayern wegen der Plagiatsvorwürfe in Gefahr und fordert das liberal geführte Wissenschaftsministerium zu einer "aktiven Aufklärung" auf. Aber in akademischen Kreisen äußert man sich zurückhaltend. Und selbst die Juso-Hochschulgruppe in Berlin will den Fall des CSU-Mannes Guttenberg nicht ausschlachten: "Man sollte das Verfahren in Bayreuth abwarten, die Universität hat ein Eigeninteresse an der Aufklärung", sagt Tobias Keim von der Juso-Hochschulgruppe. Aber was man jetzt schon in den Medien über Guttenbergs Dissertation gelesen habe, sagt Keim, dass sei ein "Schlag ins Gesicht derjenigen Doktoranden, die sich jahrelang mit einer Dissertation viel Mühe gemacht haben". Auch die sorgfältigen Doktoranden werden durch die Plagiatsdebatte düpiert. Und beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten weist man darauf hin, dass Studenten auf die Regeln für sorgfältiges Zitieren "eigentlich in allen Veranstaltungen" hingewiesen würden.

Sowohl beim Verband Deutscher Hochschulen als auch bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sieht man keinen Grund für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Verstöße der Promotionsordnung, wie sie die Plagiatsexperten Volker Rieble und Deborah Wulf-Weber fordern. "Es gibt keinen Anlass für eine Verfahrensdiskussion. Es gibt an allen Unis einen Ombudsmann, vertrauenswürdige Personen, an die man sich wenden kann", sagt HRK-Sprecherin Susanne Schilden. Es müsse auch einen Schutz der Wissenschaftler vor falschen Anschuldigungen geben, deshalb seien die universitären Verfahren wichtig.