Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zum Brand in der Bibliothek abgeschlossen. Schuld an dem Unglück waren ausgerechnet die neuen Brandschutzmaßnahmen.

Hohenheim - Vor allem eine Verquickung unglücklicher Umstände sei es gewesen, meint Claudia Krauth. „Wir konnten keine Verantwortlichen finden“, sagt sie. Die Stuttgarter Staatsanwältin spricht über den Brand in der Hohenheimer Universitätsbibliothek vor einem Jahr. Auslöser sei ein Kurzschluss in der Brandmeldeanlage gewesen. Am 12. Dezember 2011 hatten kurz nach Mittag aus dem obersten Stock der Bibliothek an der Garbenstraße die Flammen geschlagen. Zum Glück kam kein Mensch ernsthaft zu schaden. Niemand habe fahrlässig gehandelt oder gar absichtlich das Feuer gelegt, sagt die Staatsanwältin nun. Deshalb könne rechtlich auch niemand für den entstandenen Schaden belangt werden.

 

Zu dem Zeitpunkt, als das Feuer ausbrach, waren Handwerker in der Bibliothek zugange. Weil das Gebäude aus dem Jahr 1969 nicht mehr den aktuellen Brandschutzbestimmungen genügte, sollte es umgebaut werden. Eine Fluchttreppe war bereits vorab an der rückwärtigen Seite angebaut worden. Ostern 2011 rückten dann die Arbeiter an, räumten die Bibliothek leer, unterteilten die Stockwerke mit brandfesten Wänden in verschiedene Brandabschnitte, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern, verlegten einen nicht brennbaren Teppichboden und installierten eine neue Brandmeldeanlage. Ende Januar 2012 sollte alles fertig sein.

Ein schleichender Kurzschluss war schuld am Feuer

Doch dazu kam es nicht. Ursache dafür waren ausgerechnet die Maßnahmen, die getroffen worden waren, um ein Feuer zu verhindern. Am Anfang einer kurios anmutenden Ereigniskette stand ein schleichender Kurzschluss in der neuen Brandmeldeanlage. Den konnte von außen niemand erkennen und er hätte vermutlich auch keinen großen Schaden verursacht, wenn nicht zeitgleich der Teppichboden verlegt worden wäre. Der war zwar nicht brennbar, wurde aber mit lösemittelhaltigem Kleber verklebt. „Das hat zu einer Verpuffung geführt“, sagt Claudia Krauth von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Diese wiederum hat das Feuer verursacht.

Immerhin, die bereits eingezogenen brandsicheren Wände und verlegten Teppichböden erfüllten ihren Zweck und verhinderten, dass sich die Flammen ausbreiteten. Und die sonst intakte Brandmeldeanlage schlug auch Alarm.

Die Versicherung zahlt einen Teil des Schadens

Weil die Schuldfrage lange Zeit nicht geklärt war, und damit auch unklar war, wer den Schaden übernehmen würde, hatten die Arbeiten nach dem Brand geruht. Inzwischen steht fest, dass die Versicherung zumindest einen Teil übernehmen wird. Wie groß dieser Teil ausfallen wird, kann Sybille Müller, die Leiterin des Universitätsbauamts, nicht sagen. Derzeit werde noch verhandelt. Zur Höhe des Gesamtschadens will sie sich nicht äußern.

Die Handwerker sind derweil wieder an der Arbeit. „Wir bringen derzeit die tragende Konstruktion in Ordnung“, sagt Müller. Das Dach müsse nicht abgerissen werden. „Im Bereich des Brandes muss alles ausgetauscht werden“, sagt sie. Die abgehängten Deckenelemente und die Teppiche werden erneuert, anschließend werden die Wände frisch gestrichen. Die unteren Stockwerke wurden teilweise vom Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen.

Eine komplette Neusanierung wird es aber nicht geben. Die Teile der Bibliothek, die durch den Brand nicht beschädigt wurden, bleiben erhalten. „Im Wesentlichen bauen wir so, wie es bereits geplant war“, sagt Müller. „Damit alles aus einem Guss ist.“ Die Bauarbeiten sollen im vierten Quartal 2013 abgeschlossen sein.