Der Hohenheimer Rektor freut sich über Erfolge in der Forschung. Doch der Sanierungsstau und die unzureichende Infrastruktur drohen die Uni auszubremsen. Nur in der Frauenförderung läuft es gut.

Stuttgart - Noch immer hängen am Hohenheimer Schloss Transparente: „Weiter sparen heißt schließen – Uni in Not.“ Dieses Thema durchzog auch den Jahresbericht des Hohenheimer Unirektors Stephan Dabbert bei der Senatssitzung am Mittwoch wie ein roter Faden. Denn schließlich brauche eine Uni, die sich dem Forschungsschwerpunkt Bioökonomie verschrieben hat und darin „in Baden-Württemberg führend ist“, auch intakte Gebäude und Geräte, um dies umzusetzen, nannte Dabbert als Beispiel.

 

Dass Hohenheim bei der Forschung zugelegt habe, spiegele auch der Rekord an eingeworbenen Drittmitteln wider: 32,8 Millionen Euro im Jahr 2013 – „ein schöner Erfolg“, so Dabbert. In jenes Jahr falle auch den Sanierungsstart für die maroden Gewächshäuser. Am Montag wurde, wie berichtet, ein neues Sammlungsgewächshaus eröffnet. „Da fällt schrittweise Last von einem“, sagte Dabbert. Doch dass die Unis sich aus ihrem Budget für Forschung und Lehre an der Finanzierung von Gebäuden beteiligen müssen, „das kann so nicht weitergehen“. Der Staat könne auch nicht voraussetzen, dass Unis private Spenden einwerben, um ihre dringend benötigte Infrastruktur wie Forschungslabore oder Hörsäle bauen zu können.Ebenfalls strukturell falsch laufe es in der Lehre, so Dabbert weiter. Großen Erfolg habe die Uni zwar mit ihrem Flaggschiff „Humboldt reloaded“, bei dem 530 Studierende in 148 Projekten Forschung betrieben haben. Doch diese Art der Lehre dürfe nicht projektbezogen finanziert werden, sondern brauche eine Grundfinanzierung. Ebenfalls berücksichtigt werden müsse, dass die Zahl der Studierenden in den vergangenen zehn Jahren von knapp 6000 auf 10 000 gestiegen sei: „Alle Prognosen waren zu niedrig.“ Bisher gebe es nur befristete Programme für diesen Zuwachs. „Wir wissen aber, das wir mindestens zehn, wenn nicht 15 Jahre auf diesem Niveau bleiben werden“, argumentierte Dabbert. „Dafür brauchen wir eine verlässliche Grundfinanzierung.“

Beim Studentenzuwachs verschätzt

Eine große Erleichterung für alle werde mit der Fertigstellung des Otto-Rettenmaier-Audimax in anderthalb Jahren verbunden sein – nicht nur als lange geforderter weiterer Saal für Vorlesungen, sondern auch für die Abnahme von Prüfungen sowie für Kongresse. Wie berichtet, hat erst eine großzügige Spende des Namengebers den Bau überhaupt ermöglicht. Dennoch gebe es an der Uni einen großen Sanierungsstau, weil die Mittel nicht ausreichten. Auch in der Lehre arbeite man an der Belastungsgrenze. Mit Stolz verwies Dabbert auf den Aktionstag am 31. Mai: „Es war die erste Demo, zu der ich selber aufgerufen habe, gemeinsam mit Personalrat und Studierenden“, sagte der Rektor. Der Erfolg in Form von Eckpunkten für eine auskömmliche Grundfinanzierung lasse allerdings immer noch auf sich warten. Bei den Berufungen hingegen konnte Hohenheim aufholen: Die Probleme mit der Professorenbesoldung seien gelöst, Hohenheim sei „wieder konkurrenzfähig – innerhalb Deutschlands natürlich“, so Dabbert. Und: „Jetzt haben wir ein gut strukturiertes Berufungsverfahren.“ Dies, sowie eine aktive Rekrutierung, kommt übrigens auch den Frauen zugute. Wie die Gleichstellungsbeauftragte Ute Mackenstedt berichtete, habe Hohenheim sein Ziel, bis 2020 den Anteil der Professorinnen auf 20 Prozent zu erhöhen, bereits 2013 erreicht: 21,3 Prozent seien es jetzt und somit höher als der Durchschnitt in Bund (20.4) und Land (18,1). „Ziel ist aber 50 Prozent.“

Mehr Professorinnen durch aktive Rekrutierung