Unternehmensgründung zum Anfassen hat die Universität Stuttgart-Hohenheim seit Frühjahr 2016 auf dem Programm. Studenten arbeiten ein Semester lang an einer konkreten Geschäftsidee. Nun war das Finale der Start-up Garage 2018.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - In der Start-up Garage Hohenheim arbeiten Studenten ein Semester lang an einer Geschäftsidee. Zum fünften Mal wurden in Hohenheim jetzt die Ergebnisse präsentiert. Fünf Gruppen haben sich zum Abschluss des Sommersemesters in der Thomas-Müntzer-Scheuer in knackigen drei Minuten vor einer Fachjury und ihren Kommilitonen präsentiert, um Preise zu gewinnen, die von einer Fachberatung zum Geschäftsmodell, Arbeitsplätzen in Büros bis zur Teilnahme an einem großen Innovationskongress im Herbst in Stuttgart reichten. Alle schafften eine sekundengenaue Punktlandung bei ihrer Präsentation – auch das ist eine Leistung.

 

Die Dating-App Eisbrecher zieht beim Publikum

Dass bei den Konzepten auch stark die studentische Lebenswelt und der entsprechende Kundenbedarf mitspielen, zeigten wieder einmal Projekte wie die Dating-App Eisbrecher oder die Essens-Hilfe Yumeal. Eisbrecher will besser als das große Vorbild Tinder sein, weil man die Nutzer gleich zur Offline-Kontaktaufnahme bringen will. Schreiben gilt nicht: Die App signalisiert nur, ob der Traummann und die Traumfrau, die man im unmittelbaren Umkreis ins Visier genommen hat, nun prinzipiell ansprechbereit ist oder nicht. Direkt hingehen muss man dann schon selber. „Das kann aber die Angst vor Zurückweisungen minimieren“, hieß es bei der Teampräsentation. Das Publikum fand das auch und honorierte dies mit dem Publikumspreis. Die Jury favorisierte hingegen die App rund ums Essen. Das Team von Yumeal will mit einer intelligenten, lernenden App die Essensvorlieben der Nutzer abfragen, um dann leicht zu kochende Mahlzeiten vorzuschlagen.

Die Qualität ist gestiegen

Der Initiator Andreas Kuckertz, der sich als Professor an der Uni Hohenheim wissenschaftlich mit dem Thema Gründungen beschäftigt, sieht als Bilanz der fünften Runde des Lernprojekts Start-up Garage einen klaren Trend: „Die Qualität ist klar gestiegen. Vor allem beginnt sich jetzt nach zweieinhalb Jahren ein Netzwerk zu etablieren. Frühere Teilnehmer geben ihre Erfahrungen weiter.“ Von Anfang an sei das Angebot gut angekommen, obwohl es keinen Schein fürs Studium gibt.

Am Ende kann durchaus ein lebensfähiges Start-up entstehen. Aus der Sieger-Idee der Vorgängerrunde, bei der alte Regenschirme wiederverwertet werden sollten, ist ein echtes Sozialunternehmen geworden, das Häftlingen in einer baden-württembergischen Justizvollzugsanstalt Arbeit gibt. Die Produkte werden inzwischen vermarktet. Aber zunächst geht es bei der Start-up Garage um Erfahrungen im unternehmerischen Denken. Vor allem sei das Thema Gründen inzwischen auch bei den Fakultäten jenseits der Wirtschaftswissenschaften angekommen, sagt Kuckertz. Es gab einige gemischte Teams: Wirtschaftswissenschaftler plus Experten aus dem Bereich IT oder Landwirtschaft und Lebensmitteltechnologie.

Gemischte Teams von verschiedenen Fakultäten

Trotz aller hochfliegenden Visionen: die Gründer in spe sind realistisch. Gerade bei Apps ist es nicht leicht ist, die nötige Reichweite zu erreichen. Man wolle regional anfangen und dann sehen, was sich entwickle , kündigte das Team von Eisbrecher an. In jedem Fall sind viele der Projekt nach dem Semester noch lange nicht zu Ende. Offen bleiben für Weiterentwicklungen, das ist der Rat von Leif Brändle, dem Kursbetreuer der Start-up Garage: „Wir hatten mal ein Start-up, das mit der Idee von zusammensteckbaren Möbeln anfing – und heute unter dem Namen The Female Company biologisch abbaubare Tampons vertreibt.“