Nur zwei Atome dünn – aber dafür besitzt die neueste Entwicklung der University of Leeds ein umso breiteres Anwendungsspektrum. Die dünnste Goldfolie der Welt soll auch medizinisch von Nutzen sein

Leeds - Achten Sie einmal auf Ihre Fingernägel. Können Sie sich ein Material vorstellen, dass eine Million mal dünner ist? Hunderttausend Mal dünner als eines Ihrer Haare? Zweihundert Mal dünner als Blattgold? So dick ist das Gold, welches Forscher der University of Leeds nun entwickelt haben. 0,47 Nanometer ist die Schicht dick und besteht lediglich aus zwei übereinander angeordneten Atomschichten. Die Forscher bezeichnen es als „2D-Material“, denn es gibt keine Atome, die unter der Oberfläche liegen.

 

Nun wäre dies vielleicht höchstens eine Randmeldung. Allerdings ist die Entwicklung nicht nur eine reine Machbarkeitsstudie. Gold ist ein häufig eingesetztes Material in Medizin, Chemie und Technik. Und weniger Materialeinsatz eines teuren Materials wie Gold senkt die Kosten für entsprechende Produkte. In Labortests wurde außerdem ermittelt, dass das ultradünne Gold als Katalysator, also Reaktionsbeschleuniger, zehn Mal effizienter ist als die bislang industriell verwendeten, größeren Goldnanopartikel.

Einsatz bei Krebsbehandlung

Außerdem seien die erzeugten Goldflocken biegsam, also beispielsweise auch in flexiblen Displays oder in elektronischer Tinte einsetzbar. Auch medizinisch erhoffen sich die Forscher Vorteile. So könnte das Material künstliche Enzyme verbessern, die beispielsweise zur Diagnose von Krankheiten genutzt werden. Pharma-Unternehmen testen auch Forschungsansätze, wonach Gold-Nanopartikel bei der Krebsbehandlung helfen könnten.

Tetrachlorogoldsäure nennt sich der Ausgangsstoff der hauchdünnen Goldflocken. In einer wässrigen Lösung wandelten die Forscher die Säure zunächst zu Gold um und gaben anschließend ein formgebendes Mittel hinzu. Dies sorgte für die zweilagige Gitterformstruktur der Atome. Da das Gold so dünn ist, verändert sich die Lichtreflexion des Materials und es erscheint grün. Aufgrund dessen und der Form der Goldflocken bezeichneten die Forscher ihre Entwicklung bildhaft auch als „Gold-Nano-Algen“.