In der baden-württembergischen CDU regt sich Unmut über den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Der hatte Thomas Strobl und Peter Hauk als "Loser" verunglimpft.

Stuttgart - In der baden-württembergischen CDU regt sich Unmut über den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Die Vize-Fraktionschefin der CDU im Stuttgarter Landtag, Friedlinde Gurr-Hirsch, zeigte Unverständnis über Seehofers harsche Reaktion auf Äußerungen ihres Landesvorsitzenden Thomas Strobl zur Verwandtenaffäre im bayrischen Landtag. „Wenn es in einer Familie mal Krach gibt, muss man nicht die Fenster aufmachen, sondern setzt sich intern zusammen“, sagte Gurr-Hirsch am Freitag in Stuttgart.

 

Andere Mitglieder des CDU-Landesvorstands hielten Seehofer vor, er habe der grün-roten Koalition Wahlkampfmunition geliefert.

"Von den beiden Losern lass' ich mir nichts sagen"

Auslöser des Zwists war Strobsl Kommentar zu Verwandtenaffäre: „Das Ganze hat ein Geschmäckle.“ Seehofer müsse rasch für „maximale Transparenz“ sorgen, hatte Strobl gesagt. Seehofer keilte in einer CSU-Sitzung zurück: „Von den beiden Losern lass' ich mir nichts sagen.“ Damit meinte er Strobl und den Stuttgarter CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk.

Laut „Spiegel Online“ hält Seehofer Hauk für einen unzuverlässigen Taktierer, Strobl für ein Leichtgewicht und nicht geeignet, der CDU in Baden-Württemberg nach dem historischen Machtverlust 2011 wieder an die Regierung zu bringen. Seine Kritik habe der CSU-Chef auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mitgeteilt, die den stellvertretenden CDU-Bundeschef Strobl nicht verteidigt habe.

Hauk will mit Seehofer sprechen

Hauk, der Landwirtschaftsminister im Südwesten war, als Seehofer die Position im Bund hatte, äußerte sich nicht öffentlich. Er will laut seiner Sprecherin mit Seehofer telefonieren. Gurr-Hirsch erklärte, auch Strobl wolle das persönlich mit Seehofer klären. Der bayerische Regierungschef hatte betont, zu Debatten in CSU-Vorstandssitzungen wolle er sich nicht äußern.

Dem CDU-Nachwuchs geht Seehofers verbaler Ausfall deutlich zu weit. JU-Landeschef Nikolas Löbel meinte: „Wir als Unionsfamilie und erst Recht die CSU und die Südwest-CDU belehren einander nicht, sondern wir unterstützen uns gegenseitig.“ Das Führungsduo Strobl/Hauk stehe nach dem Ergebnis der jüngsten Umfrage gut da: Denn die Südwest-CDU liege bei der Sonntagsfrage zur Bundestagswahl bei 45 Prozent der Stimmen. Auch der Landeschef des CDU-Arbeitnehmerflügels, Christian Bäumler, kritisierte Seehofer: „Damit hat er den hiesigen Regierungsparteien natürlich eine Vorlage geliefert.“

Gurr-Hirsch kann an Strobls Aussage „nichts Schlimmes“ sehen, zumal die Affäre ja nicht nur die CSU, sondern das gesamte bayerische Parlament betreffe. Auch Bäumler findet die Kritik richtig: „Das war eher noch eine verharmlosende Formulierung.“

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger nimmt das Poltern aus München nicht so ernst. „Das ist kein Aufregerthema“, sagte er mit Blick auf seine CDU-Landesgruppe im Bundestag. Zwar habe es mal wegen des Fluglärm-Streits mit der Schweiz Dissonanzen zwischen Südwest-CDU und CSU-Bundesminister Peter Ramsauer gegeben. Auch das Plädoyer Strobls für die steuerliche Gleichstellung homosexueller Paare teile wohl nicht jeder in der CSU. Aber Seehofer sei ja dafür bekannt, dass er auch die eigenen Leute abwatsche. „Das ist Seehofer, wie er leibt und lebt.“

"Manchmal muss der bayerische Löwe eben brüllen"

Bäumler pflichtete bei: „Manchmal muss der bayerische Löwe eben brüllen.“ Dabei habe doch gerade Seehofer selbst Erfahrungen gesammelt, dass es im politischen Geschäft mal nach oben und nach unten geht. „Er ist das beste Beispiel dafür, wie aus einem Loser ein Gewinner wird.“ Schließlich sei Seehofer vor Jahren als Unions-Fraktionsvize im Bundestag im Streit um die Kopfpauschale für die Krankenversicherung zurückgetreten und sei völlig isoliert gewesen. Erst als die CSU bei der Landtagswahl herbe Verluste hinnehmen musste, gelang ihm der Wiederaufstieg.

Die Jusos nahmen die unions-internen Plänkeleien gerne auf. Vize-Chefin Lina Seitzl meinte: „Horst Seehofer kann beruhigt sein. Keiner der beiden „Loser“ wird in unserem Bundesland je Regierungsverantwortung übernehmen.“