Ein noch vor nicht allzu langer Zeit als intakt bezeichnetes Bauwerk muss abgerissen und neu gebaut werden. Außerdem sind die Unterlagen mit den alten Gutachten zur Standfestigkeit der Brücke im Rathaus nicht mehr auffindbar.

Holzmaden - Eine kleine Brücke verursacht in der Gemeinde Holzmaden großen Ärger. Auf dem Bauwerk aus Natursteinen wird lediglich ein Feldweg über den Gründenbach geführt. Seit rund 50 Jahren erfüllt es diesen Zweck als Überfahrtsweg für einen landwirtschaftlichen Betrieb zu dessen Viehweid-Unterstand. Der Zustand der Brücke wurde bei Prüfungen in der Vergangenheit als grundsätzlich intakt eingestuft, noch im Jahr 2015 war die Brücke für rund 5200 Euro saniert worden. Nun aber ist sie von einem anderen Gutachter als desolat erachtet worden, weshalb sie durch ein neues Bauwerk ersetzt werden soll.

 

Der Neubau der Brücke kostet rund 80 000 Euro

Die Kosten belaufen sich auf rund 80 000 Euro. Für Andrea Münsinger vom Brunnenhof ist das ein Ärgernis. Sie kann nicht verstehen, weshalb die hauptsächlich für die Fahrten von ihrem Gehöft zu der Stallung genutzte Brücke noch vor drei Jahren als absolut sicher galt. Zudem bemängelt sie, dass die entsprechenden Unterlagen im Holzmadener Rathaus laut der Bürgermeisterin Susanne Irion „nicht mehr auffindbar“ sind, wie diese in der vergangenen Gemeinderatssitzung auf Anfrage von Andrea Münsinger kundtat.

Die Rathauschefin bestätigt auf Nachfrage, dass die Schriftstücke mit den Gutachten aus unbekannten Gründen fehlten. Das sei „ärgerlich, aber nicht zu ändern“. Ursprünglich waren diese vom ehemaligen Tiefbauamtsleiter der Stadt Weilheim erstellt worden, mit welcher die Kommune Holzmaden eine Verwaltungsgemeinschaft unterhält. Laut einer Auskunft aus dem Weilheimer Rathaus hat sich die Stadt im vergangenen Jahr von dem Mitarbeiter in leitender Position getrennt – im Unfrieden und begleitet von einem Arbeitsrechtsprozess.

Die Gemeinde Holzmaden hat für die Prüfung ihrer Brücken nun ein externes Gutachterbüro beauftragt, welches den desolaten Zustand der Brücke bescheinigt habe und einen kompletten Austausch für unabwendbar halte, sagt die Bürgermeisterin. Nach Aussage von Andrea Münsinger ist indes schon seit längerer Zeit zu erkennen gewesen, in welch schlechtem Zustand sich die Brücke befinde. Dass sich die Natursteine aus dem Gewölbe lösten, habe sie schon vor einigen Jahren dokumentiert und die entsprechenden Fotos an die Gemeindeverwaltung geschickt. Die 5200 Euro für die Sanierung vor gut drei Jahren hätte man sich sparen können, so Andrea Münsinger.

Die Prüfkriterien sind strenger geworden

Die Rathauschefin Susanne Irion sieht das anders. Mit der Sanierung im Jahr 2015 habe man die Brücke zunächst wieder befahrbar gemacht. Dass sie nun ausgetauscht werden müsse, sei auch den inzwischen strengeren Prüfkriterien geschuldet. „Was früher für größere Brücken galt, gilt heute für kleinere“, sagt sie. Zudem besitze die neue Brücke künftig eine Traglast von 60 Tonnen, die alte aber lediglich über eine von zwölf Tonnen.

Für den Brunnenhof bedeuten der schlechte Zustand der Brücke und die anschließende Zeit für einen Neubau in jedem Fall einen Umweg von rund einem Kilometer. Um mit dem Traktor und mit schwerer Last vom Hof zum Stall zu kommen, seien es ansonsten lediglich 50 bis 60 Meter, sagt Andrea Münsinger. Außerdem sei zu befürchten, dass der für den Umweg zu nutzende Feldweg „je nach Witterung kaputt“ gehe.