Vor Monaten sind die USA mit ihrer Friedensinitiative für Nahost gescheitert, unter dem Eindruck der aufgeflammten Gewalt wollen sie es erneut versuchen. Hisbollah-Chef Nasrallah sieht eine neue Generation von Palästinensern am Zuge.

Paris - Angesichts der wachsenden Befürchtung einer neuen Intifada starten die USA einen neuen Vermittlungsversuch im israelisch-palästinensischen Konflikt. US-Außenminister John Kerry kündigte am Sonntag für die kommende Woche Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Deutschland und mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in Jordanien an. Im Süden Israels überfiel ein Mann einen Busbahnhof. Er tötete einen Israeli, bevor er selbst erschossen wurde.

 

Nach Polizeiangaben ging der Attentäter in Berscheba mit einer Schusswaffe und einem Messer auf Umstehende los. Der Attentäter habe einem seiner Opfer eine weitere Schusswaffe entrissen, einen Soldaten getötet und je fünf Polizisten und Zivilpersonen verletzt, hieß es. Herbeigeeilte Sicherheitskräfte töteten den Mann, schossen aber auch einen unbeteiligten Ausländer an. Nach dem Anschlag versammelten sich wütende Israelis und riefen „Tod den Arabern“.

Seit einem Monat andauernde Gewaltwelle

Es war der bisher schwerste Anschlag in der seit einem Monat andauernden Gewaltwelle, bei der neun Israelis getötet wurden, die meisten durch Messerstiche. Auch die Stationierung Tausender Polizisten und Soldaten hat das nicht verhindern können. Im gleichen Zeitraum erschossen israelische Sicherheitskräfte 41 Palästinenser.

Neue Spannungen gab es auch am Josefsgrab in Nablus, als Juden unerlaubt das Gelände betraten. Die religiöse Stätte im Westjordanland wird von Juden als Grab des biblischen Patriarchen Josef verehrt. Palästinenser hatten sie am Freitag mit Brandbomben geschändet. Am Sonntag gerieten dort Juden und Palästinenser aneinander, nachdem 30 Juden ohne die benötigte Erlaubnis auf dem Gelände zusammentrafen, wie das israelische Militär mitteilte. Die Armee habe die Juden dann nach Rücksprache mit palästinensischen Sicherheitskräften weggebracht, hieß es. Einer der Gläubigen sei leicht verletzt worden.

Palästinenser fürchten Benachteiligung auf dem Tempelberg

Hauptstreitpunkt ist aber einmal mehr Jerusalem. Viele Palästinenser fürchten, dass Israel den Status quo auf dem Tempelberg zugunsten von Juden verändern will. Die Anhöhe, auf der die Al-Aksa-Moschee steht, gilt Muslimen als der Ort, von dem ihr Prophet Mohammed in den Himmel auffuhr. Juden verehren sie, weil dort in der Antike ihr Tempel stand. Sie dürfen die Anhöhe zwar betreten, aber nur am Fuß des Berges beten.

In Ostjerusalem errichtete die israelische Polizei eine Betonbarriere zwischen dem jüdischen Viertel Armon Hanatsiw und dem arabischen Stadtteil Dschabal Mukaber. Dort waren Steine und Brandsätze mehrfach von dem arabischen Wohngebiet auf das israelische geschleudert worden.

Kerry trifft Netanjahu wohl am Donnerstag

US-Angaben zufolge will Kerry mit Netanjahu wohl am Donnerstag zusammentreffen, das Gespräch mit Abbas soll dann am Samstag stattfinden. Die täglichen Attacken haben Befürchtungen verstärkt, die Region stehe am Rande neuer schwerer Kämpfe oder einer dritten Intifada. Viele der Angreifer sind Jugendliche.

Ministerpräsident Netanjahu kündigte an, die Finanzquellen der Gruppe Islamische Bewegung zu kappen. Er beschuldigte die Organisation, der Hauptinitiator der jüngsten Gewalt zu sein. Die israelische Regierung arbeite an allen Fronten, um die Gewalt zu stoppen, fügte er hinzu.

Papst Franziskus rief dazu auf, der Gewaltwelle zwischen Israelis und Palästinensern ein Ende zu setzen. Der Zeitpunkt rufe nach „viel Mut und geistiger Stärke, um Nein zu Hass und Rache zu sagen“, sagte er während des traditionellen Angelusgebets.