Corona-Verbote haben Partyfans in Stuttgart über Monate ausgebremst. Nun wollen viele raus und feiern. Doch das bringt ein massives Müll-Problem zum Vorschein. Viele Stuttgarter sind genervt. Die Stadt will künftig gegensteuern.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Stuttgart - Plastikbecher, Flaschen und Scherben liegen kreuz und quer über dem ganzen Platz verteilt – selbst im Wasser müssen sich die Enten und Schildkröten ihren Weg durch den Unrat frei kämpfen. Es ist ein trauriges Bild, das sich am Sonntagmorgen am Feuersee – wie an vielen anderen Orten der Stadt – offenbart. Corona-Verbote haben Partyfans in Stuttgart über Monate ausgebremst. Nun wollen viele raus und feiern. Am Wochenende platzte die Stuttgarter Innenstadt fast aus allen Nähten. Polizei und Frequenzmessungen auf der Königstraße registrierten eine ungewöhnlich hohe Besucherzahl. Doch seinen Müll beseitigen – daran wollen viele zum gefühlten Auftakt des Partysommers nicht denken.

 

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Der viele Müll bewegt die Stuttgarter

Nach monatelangem Verzicht und sozialer Einsamkeit, bricht sich ein nie da gewesener Freiheits- und Geselligkeitstrieb Bahn. Und alles scheint sich im Herzen der Stadt zu konzentrieren. Am Schlossplatz und auf der Königstraße platzt die City förmlich aus allen Nähten. Dicht an an dicht stehen oder sitzen hier offenbar mehr Menschen als je zuvor und genießen die neue Freiheit. Die Pandemie hat die Clubs in Stuttgart leergefegt. Wann dort wieder getanzt werden darf, ist noch nicht absehbar. Doch der Sommer ist jetzt – und einige machen die Stadt zur Freiluft-Disko. Der viele Müll bewegt vor allem die Anwohner der betroffenen Straßen und Plätze. Sie wünschen sich ein konsequenteres Vorgehen der Stadt.

Auch der Stuttgarter Polizei sind die „riesigen Müllmengen“ am Wochenende ins Auge gefallen, wie eine Sprecherin am Montag bestätigt. Vereinzelt habe es Bürgerbeschwerden deswegen gegeben, allerdings hauptsächlich wegen Lärmbelästigung. „Wir hoffen auf die Moral der Bürger, den Müll auch wieder zu entsorgen“, sagte die Sprecherin weiter. Wenn jemand seinen Unrat wegwerfe und in flagranti dabei erwischt werde, gebe es eine Ansprache der Polizei. Bußgelder verhängen die Ordnungshüter deswegen allerdings nicht.

Auch der Stadt Stuttgart ist die Zunahme an Müll am vergangenen Wochenende nicht entgangen. „Beim Marienplatz wurden beispielsweise am Samstagmorgen zwölf Kubikmeter Müll aus Abfallkörben und vom Boden eingesammelt“, berichtet ein Sprecher der Stadt. Dies entspreche etwa der dreifachen gewöhnlichen Menge. Hier sei bezeichnend, dass der Müll breitflächig über den gesamten Platz verstreut war und die meisten Flaschen in Scherben lagen. Die 14 regulären Abfalleimer sowie die 6 provisorischen 240-Liter-Behälter seien gut gefüllt gewesen. Als eine erste Maßnahme zur Eindämmung der Vermüllung sollen nun zusätzlich vier weitere 240-Liter-Behälter am Marienplatz aufgestellt werden.

Außerdem fährt die Stadt laut dem Sprecher einen mehrgleisigen Kurs, um diesem Problem Herr zu werden. Neben der Imagekampagne „Sauberes Stuttgart“, mit der die Bürgerinnen und Bürger für das Thema sensibilisiert werden sollen, werden der Städtische Vollzugsdienst sowie die Polizei verstärkte Kontrollen durchführen, das Bußgeld für die illegale Entsorgung von Kleinmüll wird auf insgesamt 103,50 Euro angehoben. Außerdem sollen die Plätze öfters gereinigt werden.

Erschreckende Bilder rufen Empörung hervor

Wer am Feuersee am Sonntag ein Morgenpicknick geplant hatte, wurde bitter enttäuscht. Unter einem Instagram-Beitrag der „Elternzeitung Luftballon“ entlädt sich die Entrüstung vieler Stuttgarter. Mehr als Tausend Reaktionen ernten die erschreckenden Bilder vom vermüllten Feuersee in wenigen Stunden. Auch auf Facebook bringen viele ihren Unmut zum Ausdruck: „Leider haben immer mehr Mitbewohner kein Benehmen in die Wiege gelegt bekommen. Ich mag schon gar nicht mehr in die City“, schreibt eine Nutzerin. Ein anderer User schlägt in die selbe Kerbe: „Ich werd nie verstehen warum es für manche Menschen so schwer ist, ihren Müll in entsprechenden Mülleimern zu entsorgen.“