In unserem Stuttgart-Adventskalender öffnen wir jeden Tag ein spannendes Türchen in Stuttgart für Sie. Am 5. Dezember führt uns LKA-Longhorn-Chef Thomas Filimonova in den Backstage-Bereich und präsentiert seinen ganzen Stolz: Hunderte Plakate aus 30 Jahren Stuttgarter Konzertgeschichte.

Stuttgart - Der Backstage-Bereich der Konzerthalle LKA-Longhorn in Stuttgart-Wangen ist ein Museum der Popkultur. Hier treffen wir den Betreiber Thomas Filimonova an einem Donnerstagabend, an dem traditionell Classic Rock aufgelegt wird und sich hauptsächlich Stammpublikum jenseits der 40 auf der Tanzfläche tummelt.

 

An Abenden wie diesem ist der Backstage-Bereich der Konzertstätte auch für die Gäste geöffnet. Wenn Konzerte stattfinden, ist hier der Rückzugsort für die Künstler und der Bereich abgesperrt. Es gibt eine Bar, zwei Billardtische, Sofas und Sitzbänke. Das Highlight sind allerdings die Wände. Von der Decke bis zum Boden hat Filimonova den Raum rechts oberhalb der Bühne mit Konzert-Plakaten aus den vergangenen drei Jahrzenten beklebt. Die Exponate erzählen vom Nirvana-Auftritt im August 1991, vom Eminem-Konzert von 1999 oder von Cro aus dem Jahr 2012, der sich auf seinem Poster artig dafür bedankt, im LKA proben zu dürfen.

Künstler in der Unterhose

In diesem Raum herrscht auch an einem Classic-Rock-Abend Staratmosphäre vor allem dann, wenn Filimonova aus seinem Erinnerungsfundus erzählt: „Die Künstler kommen oft schon morgens hierher. Dann frühstücken sie hier– manche sogar in der Unterhose – nebenan können sie duschen.“ Dahinter führt eine Empore an der Dusche vorbei zu weiteren Räumen. „Von dort oben aus hat man den freien Blick auf den Konzertraum. Von hier aus beobachten die Musiker natürlich auch das Publikum“, sagt der LKA-Longhorn-Chef. Weiter geht es zu einem unprätentiösen Aufenthaltsraum mit alten Ledersofas und einem Kühlschrank. „Hier hängen die Musiker vor den Auftritten ab, manche spielen auch vorne Billard. So wie Eminem, damals 1999. Der hat gar nicht mehr aufgehört. Mit fast zweistündiger Verspätung ging er schließlich auf die Bühne und war nach 45 Minuten wieder verschwunden. Da waren die Leute sauer und wollten ihr Geld zurück“, erinnert sich Filimonova.

Musikgeschichte an den Wänden

Der LKA-Chef ist eine wandelnde Anekdotenmaschine: Wenn er von Courtney Love erzählt, der Witwe von Kurt Cobain, die nach dem Suizid des Nirvana-Sängers im Drogen-Delirium auf der LKA-Bühne über David Hasselhoff herzieht und von Security-Kräften herausgetragen werden muss, weht ein Hauch von großer Pop-Geschichte durch den Backstage-Raum. Das Plakat zu ihrem legendären Auftritt 1995 mit ihrer Band Hole hängt selbstverständlich auch an Filiminovas Wänden. Daneben: Rammstein, Sonic Youth, Black Sabbath, Asaf Avidan, Echt, The Cranberries, Sido und viele mehr. Platz für weitere Plakate gibt es hier nicht, obwohl Filiminova noch Material hat. Deshalb will er sein Popmuseum erweitern: „Als nächstes ist die Tanzfläche dran,“ sagt er. Damit ihm nicht doch mal die Plakate ausgehen, hat Filimonova, der hier schon seit 30 Jahren Konzerte veranstaltet, vor kurzem den Pachtvertrag für das LKA-Longhorn verlängert: Auf weitere 15 Jahre. Damit bleibt eine der wichtigsten Konzertlocations in Stuttgart erhalten.

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