Rund 72 Millionen Fahrräder gibt es in Deutschland. Fast jeder Bundesbürger besitzt damit ein Zweirad. So beliebt die Tret-Vehikel beim Verbraucher sind, so begehrt sind sie bei Dieben. Mehr als 330 000 Räder wurden 2015 gestohlen. In unserer achtteiligen Serie dreht sich deshalb alles um den Fahrraddiebstahl.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Helmtragen auf dem Fahrrad ist in Deutschland keine Pflicht. Doch die Folgen des Oben-Ohne-Fahrens können schwerwiegend sein, warnen Unfallforscher. Hierzu Fragen und Antworten:

 
Was kann ohne Helm passieren?
Ein typischer Unfall, wie er jeden Tag hunderte Male passiert: Ein Radler stürzt und landet mit dem Kopf auf dem Asphalt. Bei bestimmten Regionen des Kopfes wie zum Beispiel Stirn oder Schläfen liegt direkt unter dem Schädelknochen das Großhirn. „Genau wie auch beim Hinterkopf gibt es keine Knautschzone bis zum Gehirn, das damit stark verletzungsgefährdet ist“, sagt der Mediziner Wolfram Hell, Unfallforscher der Rechtsmedizin an der LMU München. Die Folgen: Gehirnerschütterungen, Schädelbrüche und irreparable Hirnschäden.
Wie viele Radfahrer tragen einen Helm?
„Über alle Altersgruppen gerechnet, liegt die Helmtragequote aktuell bei 18 Prozent“, erklärt Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht. Helm-Muffel sind neben Jugendlichen vor allem Senioren. „Der Helm verhindert keinen Unfall, aber wenn einer passiert, kann er ein Lebensretter sein.“
Warum sollten sich ältere Radler immer schützen?
Ältere Menschen sind gefährdeter als jüngere Radfahrer: Ein 60-Jähriger hat eine vierfach höhere Wahrscheinlichkeit sich bei einem Sturz zu verletzen als ein 20-Jähriger. „Ab dem Alter von 45 hat man eine deutlich höhere Sterblichkeit durch schwere Kopfverletzungen“, sagt Unfallmediziner Wolfram Hell. Gerade ältere Radler, die etwa blutverdünnende Mittel wie Aspirin oder Marcumar einnehmen, sollten unbedingt einen Helm tragen, rät der Mediziner.
Wann sollte man den Helm am besten immer beim Radfahren tragen?
Den Kopfschutz setzen Radler am besten immer auf, „auch wenn man nur kurz zum Brötchenholen um die Ecke fahren will“, rät Mediziner Wolfram Hell. „Denn schon aus dem Stand haben Sie eine Fallhöhe von etwa 1,50 Metern.“ Das könne im ungünstigen Fall schon zu schweren Kopfverletzungen führen.
Was ist beim Kauf eines Radhelms zu beachten?
Der Kunde sollte sich nicht von den vielen Farben und Designs ablenken lassen, sondern „seinen“ Hersteller finden. Denn oft fallen die Modelle verschiedener Hersteller bei gleicher Größe unterschiedlich aus. Einige Helme passen besser auf rundliche, andere eher auf längliche Köpfe. Da hilft nur Ausprobieren. Gute Fachhändler führen daher mehr als nur einen Hersteller im Programm.
Welcher Radhelm ist für mich der richtige?
Alltagsradler können zu eher geschlossenen Modellen greifen. Hier spielt die Belüftung eine geringere Rolle. Die Konstruktion kann einfacher und damit billiger sein. Je sportlicher, desto wichtiger werden viele und große Lüftungsöffnungen. An eine flache Sitzposition auf einem Rennrad muss sich die Helmform anpassen, sonst kann man den Kopf nicht ausreichend in den Nacken strecken. Rennhelme haben daher sehr schmale Nackenpartien und um die Ohren viel Platz für Belüftung.
Muss ein guter Radhelm teuer sein?
Einfache, aber gute Alltagsmodelle aus dem Fachhandel beginnen bei um die 50 Euro. Andere Modelle sind sehr komfortabel, bieten etwa integrierte Fächer für Regenhauben, einige haben Rücklichter. Extrem leichte, gut durchlüftete Rennhelme können schnell 250 Euro kosten.
Wie wird der Radhelm richtig getragen?
Den Helm darf man nicht zu weit nach hinten schieben. Er muss gerade auf dem Kopf sitzen. Die Kinnriemen müssen geschlossen und nicht zu locker sitzen. Sonst kann sich der Helm beim Unfall schnell abstreifen.
Wie oft muss ein Radhelm ausgetauscht werden?
Auch unfallfreie Helme erneuert man idealerweise alle drei bis fünf Jahre, raten Experten. Die Weichmacher im Material können ausdünsten und der Helm porös werden. Kinder brauchen in der Regel alle zwei bis drei Jahre einen neuen Helm.