Das Coronavirus ist seit einigen Wochen das bestimmende Thema in den Medien und den sozialen Netzwerken. Doch bei weitem nicht alles, was man online zu lesen bekommt, entspricht automatisch der Wahrheit.
Stuttgart - In Zeiten von Twitter, Facebook und Co. ist das Problem der Fake-News schon lange kein neues mehr. Politisch kommt es beispielsweise immer wieder in Bezug auf US-Präsident Trump auf. Derzeit erhält vor allem ein Thema weltweit sehr große Aufmerksamkeit: Das Coronavirus. Viele Menschen wollen sich online über die Verbreitung, die Ursachen und Folgen sowie die Art und Weise, wie man damit umgehen sollte, informieren. In diesem Hinblick können verdrehte oder falsch wiedergegebene Fakten Angst schüren oder zur Unsicherheit beitragen.
Umso gefährlicher ist der Trend zu bewerten, dass sich gerade in den sozialen Netzwerken immer mehr Fake-News in den Diskurs über das Coronavirus einschleichen. Laut einem Bericht der „Washington Post“ sind bereits in den ersten drei Wochen der Virusausbreitung etwa zwei Millionen Falschbehauptungen zum Thema im Netz gelandet. Demnach verbreiten sich diese insbesondere auf Twitter sehr schnell.
Verschwörungstheorien über Ursprung des Virus
Dabei handelt es sich zum Teil um Verschwörungstheorien, die mit gesundem Menschenverstand recht leicht als Unsinn zu erkennen sind. Unseriöse Blogs behaupten beispielsweise, das Virus sei in Biolabors gezüchtet worden, um entweder politische Gegner zu schwächen oder Pharmakonzernen zu wirtschaftlichem Wachstum zu verhelfen. Eine Storyline, die von zweifelhaften Quellen auch auf frühere Epidemien wie die von Ebola oder Sars bezogen wurde.
Obwohl der Ursprung des Coronavirus SARS-CoV-2 noch nicht mit Sicherheit geklärt ist, gehen Wissenschaftler davon aus, dass es durch Wildtiere über einen Seafood-Markt in Wuhan auf den Menschen übergesprungen ist. So erklärt es auch das Bundesgesundheitsministerium. Bei Ebola wurde der Weg durch eine Forschungsgruppe der Harvard-Universität per Genanalyse rekonstruiert, sodass man hierfür mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass Fledermäuse den Erreger nach Westafrika gebracht haben.
Falsche Behandlungstipps können Gesundheit gefährden
Auf Whatsapp und Facebook kursieren derzeit zudem zwei Kettenbriefe, die angebliche seriöse Informationen von chinesischen Ärzten enthalten sollen, de facto aber nur Halbwahrheiten verbreiten. Entgegen der im Brief enthaltenen Präventionstipps ist es somit nicht ansatzweise wissenschaftlich erwiesen, dass beispielsweise das Trinken von heißem Wasser zu einer Stärkung des Immunsystems beitragen könnte.
Noch gefährlicher ist das Anpreisen von angeblichen Heilmitteln wie Chlordioxid oder sogenanntem „Miracle Mineral Supplement“ (MMS), das aus Natriumchlorit besteht. Die Vertreiber dieser Pseudo-Medizin versprechen eine schnelle und günstige Heilung für jegliche Art von Krankheiten wie Aids, Krebs oder Hepatitis. Wie unter anderem die Verbraucherzentrale oder die Faktenchecker von „Correctiv“ warnen, gibt es dagegen keinen einzigen wissenschaftlichen Nachweis für die positive Wirkung dieser Mittel. Darüber hinaus ist die Einnahme der Flüssigkeiten sogar erheblich gesundheitsgefährdend, da diese „sehr giftig“ und „ätzend“ sind. Von der Verwendung wird dringend abgeraten.
Facebook trifft Maßnahmen zur Eindämmung von Corona-Fake-News
Damit Falschinformationen wie die genannten nicht die Verunsicherung in der Bevölkerung vergrößern, hat Facebook nun angekündigt, seinen Teil dazu beizutragen, Fake-News einzudämmen. Das Online-Netzwerk werde Fake-News entfernen und dabei den Einschätzungen globaler Gesundheitsorganisationen folgen, kündigte Gründer und Chef Mark Zuckerberg am Mittwoch an. Zudem werde keine Werbung zugelassen, mit der die Krise ausgenutzt werden solle. Für Facebook ist das Vorgehen eine Ausnahme von der Linie, nicht entscheiden zu wollen, was falsch und was richtig ist.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bekomme unterdessen so vielen kostenlosen Anzeigenplatz bei Facebook wie benötigt. Und auch andere Organisationen würden unter anderem mit Gutscheinen für Werbung unterstützt. Forscher erhielten Zugang zu anonymisierten und verallgemeinerten Facebook-Daten, um die Ausbreitung der Infektionen besser zu verstehen.
Wo man sich am zuverlässigsten informiert
Wer sich nun also umfangreich über das Virus, seine biochemische Zusammensetzung, den Stand der Verbreitung, die Gefahren und Schutzmaßnahmen informieren möchte, dem seien grundlegend drei Anlaufstellen im Netz ans Herz gelegt. Zum einen sind das die offiziellen Seiten des Bundesgesundheitsamts, sowie des Robert Koch Instituts. Für verlässliche Empfehlungen bezüglich Hygienevorkehrungen empfiehlt sich die Webseite „infektionsschutz.de“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Darüber hinaus raten Experten strikt davon ab, Kettenbriefe weiterzuleiten oder Social-Media-Postings zu liken oder zu teilen, die nicht von öffentliche Ämtern oder Institutionen stammen oder die Anzeichen von Fake-News enthalten. Das können beispielsweise Rechtschreibfehler in Texten sein oder reißerische Überschriften in Versalien oder mit mehreren Ausrufezeichen. Wer sich unsicher ist, sollte sich definitiv zunächst ein paar Infos über die Textquelle oder den Urheber eines Posts einholen.