Griechenland spielt auf Zeit, die es nicht hat. Die Anleger haben wenig Hoffnung auf eine späte Einigung im griechischen Schulden-Drama. Die Angst vor einem „Grexit“ - also dem Abschied aus der Währungsgemeinschaft - wächst.

Frankfurt/Main - Das abermals zugespitzte griechische Schuldendrama hat den deutschen Aktienmarkt am Montag weiter nach unten gedrückt. Ein Vermittlungsversuch von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker war am Wochenende gescheitert, wenngleich Juncker die Türen für Griechenland offen hält. Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis dringt auf einen Schuldenerlass.

 

Der Dax fiel bis zum Nachmittag um 1,90 Prozent auf 10 983,78 Punkte. Seit dem Höhepunkt einer zwischenzeitlichen Kurserholung am vergangenen Donnerstag beläuft sich das Minus damit auf 4 Prozent. Insgesamt hatte sich das Börsenbarometer mit einer Handelsspanne von rund 600 Punkten in der letzten Woche sehr nervös gezeigt.

Der Index der mittelgroßen Werte MDax büßte am Montag 1,85 Prozent auf 19 639,30 Punkte ein und der TecDax gab um 1,85 Prozent auf 1625,63 Punkte nach. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 sank um fast 2 Prozent. Die überraschend eingetrübte Stimmung in der Industrie des US-Bundesstaats New York im Juni bewegte kaum.

Die weiteren Verhandlungen mit Griechenland müssen jetzt in der Eurogruppe geführt werden. Das nächste Treffen der Euro-Finanzminister ist am Donnerstag geplant. Die Zeit für eine Einigung wird eng: Am 30. Juni läuft das Hilfsprogramm für Griechenland auf europäischer Seite aus. Ohne Einigung droht dem Land die Staatspleite. Ende Juni muss Athen zudem rund 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen.

Im MDax richteten sich die Blicke auf den Handelsriesen Metro

Nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nimmt die Gefahr einer Staatspleite Griechenlands zu. „Die Zeit läuft ab, die Wahrscheinlichkeit, dass keine Lösung gefunden wird, steigt von Tag zu Tag“, sagte Weidmann bei einem Symposium der Bundesbank in Frankfurt. „Es scheint an Einigungsbereitschaft zu fehlen.“

Im MDax richteten sich die Blicke auf den Handelsriesen Metro, dessen Aktien um 4,63 Prozent nachgaben. Metro verkauft seine Warenhauskette Kaufhof für rund 2,8 Milliarden Euro an den kanadischen Handelskonzern Hudson’s Bay. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser sieht dies nicht als Befreiungsschlag. Die strukturellen Probleme blieben dem Einzelhandelskonzern erhalten, schrieb Analyst Christian Schwenkenbecher. Einige Anleger hatten Händlern zufolge auf einen höheren Preis gehofft. Die Aktien der Deutschen Annington knickten um 5,74 Prozent ein. Die Immobiliengesellschaft baut ihre Position als Marktführer mit dem Kauf der Süddeutschen Wohnen (Südewo) von Patrizia Immobilien zwar aus, finanziert die Milliardenübernahme aber mit einer Kapitalerhöhung. Patrizia-Aktien stiegen um rund 2 Prozent. Die Gesellschaft erhöhte nach dem Verkauf ihre Prognosen.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,71 Prozent am Freitag auf 0,66 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,32 Prozent auf 138,10 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,58 Prozent auf 151,67 Punkte. Der Kurs des Euro gab nach: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1218 (Freitag: 1,1220) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8914 (0,8913) Euro.