Er ist samt Zugmaschine 19 Meter lang, 3,50 Meter breit, sechs Meter hoch und 19 Tonnen schwer. Die Fasnetsgruppe Unterdorfer Lausbuben hat für den Umzug in Donzdorf den „wahrscheinlich größten Brauereiwagen der Welt“ gebaut.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Donzdorf - Sie arbeiten getrennt voneinander in drei Hallen mit den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen. Alles ist generalstabsmäßig geplant. Jeder Handgriff muss sitzen. Das Zeitfenster ist nicht allzu groß. Seit mehr als 50 Jahren bereichern die Unterdorfer Lausbuben die Donzdorfer Fasnet, häufig mit Umzugswagen in Form von Schiffen. Dieses Mal hat sich die Gruppe ein anderes feuchtes Medium vorgenommen und – im wahrsten Sinne des Wortes – ein weiteres Großprojekt angepackt. Es geht ums Bier.

 

So entstand in einem wochenlangen Prozess ein Brauereiwagen, der samt Zugmaschine rund 19 Meter lang, 3,5 Meter breit, sechs Meter hoch und 19 Tonnen schwer ist. Michael Hofele, der die Unterdorfer Lausbuben 1963, zusammen mit seinem Bruder Jürgen und ein paar Freunden erstmals zur Teilnahme am Umzug angemeldet hat, beschreibt den Koloss analog zum Werbeslogan eines Schokoriegel-Herstellers: „Man soll ja mit Superlativen vorsichtig sein, aber das ist der wahrscheinlich größte Brauereiwagen der Welt.“

Der Nachwuchs hat die Organisation übernommen

Geboren und vorangetrieben wurde die Idee allerdings keineswegs in einer Bierlaune. Wurden früher die Entwürfe noch von Hand gezeichnet, so konstruiert inzwischen ein junger Ingenieur die Pläne per CAD. Überhaupt sind die Gründer der Lausbuben mittlerweile ins zweite Glied getreten. Nachwuchsprobleme kennt die Gruppierung nicht. „Wir haben zahlreiche Jungs und Mädchen am Start, die nicht nur einen Großteil der Organisation übernehmen, sondern auch ihre Freizeit opfern und mit viel Spaß und Freude tatkräftig Hand anlegen“, berichtet Hofele.

So war im sogenannten Werk 1 der Holzbautrupp zunächst damit beschäftigt einen Tieflader mit einer Holzkonstruktion zu versehen. Jetzt werden dort 66 Fässer angeschraubt, die im Werk 2 aus 2000 Brettern einzeln angefertigt und mehrfach lackiert worden sind. Die Deko-Abteilung ist im Werk 3 zugange. Dort werden Rummelplatz-Motive ausgeschnitten und bemalt, um auch die große Zugmaschine verkleiden zu können. „Wir liegen im Zeitplan, bis Samstag ist alles fertig“, freut sich Hofele.

Unübersehbar und unüberhörbar

Brauereimäßige Unterstützung, nicht zuletzt in Naturalien, erhielten die Unterdorfer Lausbuben aus Gruibingen. Bei Hans-Dieter Hilsenbeck von der dort ansässigen Lammbrauerei rannten die Macher offene Türen ein: „Das ist ein Riesending und ein klasse Aktion, bei der wir natürlich gerne mithelfen“, betont er. Was auf dem Oktoberfest oder auf dem Cannstatter Wasen den großen Unternehmen vorbehalten sei, dürfe sich eine kleine Brauerei schließlich nicht entgehen lassen, wenn sie die Möglichkeit dazu habe, ergänzt er.

Aufmerksamkeit an der Donzdorfer Umzugsstrecke wird der „wahrscheinlich größte Brauereiwagen der Welt“ aber nicht nur wegen seiner Optik und den bis zu 60 Menschen, die auf ihm Platz finden, erlangen. Denn im „Werk 4“ der Lausbuben, einem formidabeln Tonstudio, wird auch an akustischen Besonderheiten gebastelt. Ein 30-minütiger eigens abgemischter Musikclip, ausschließlich mit Livestücken, wird die Lautertal-Metropole mittels einer 12 000-Watt-Anlage komplett beschallen.