Die Ermittlungsgruppe für den Brandanschlag auf ein unbewohntes Flüchtlingsheim in Unterensingen ist von 20 auf sechs Polizeibeamte reduziert worden. Bisher gibt es der Polizei zufolge keine Hinweise auf die Täter.

Unterensingen - Die Hoffnung, den Brandanschlag auf eine im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft in Unterensingen aufzuklären, schwindet zunehmend. Die Ermittlungen der Polizei haben bisher keinerlei Hinweise auf mögliche Täter gebracht. Michael Schaal, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, erklärt auf Anfrage, die Ermittlungsgruppe „Fenster“ sei inzwischen von 20 auf sechs Beamte reduziert worden. Weder durch Befragungen noch durch die Auswertung der ohnehin dürftigen Spurenlage sei bisher Licht in den Fall gekommen.

 

Wie berichtet, waren es ein oder mehrere Täter, die am frühen Morgen des 18. Februar die noch unbewohnte, im Rohbau stehende Unterkunft nahe des Unterensinger Bauhofs angezündet haben. Das Feuer, das eine Zeitungsausträgerin gegen 6 Uhr entdeckt hatte, blieb auf ein Zimmer im Erdgeschoss beschränkt, es breitete sich nicht weiter aus. Dennoch entstand bei dem Schwelbrand ein Sachschaden in Höhe von rund 15 000 Euro. Es wurden keine Menschen durch das Feuer verletzt.

Geringe Aussichten auf einen Ermittlungserfolg

Darauf, wer es gelegt hat, gibt es laut Michael Schaal bislang keine Hinweise. Am Tatort seien Rückstände eines Brandbeschleunigers gefunden, doch kaum weitere Spuren entdeckt worden. Die „akribische Auswertung“ sei zwar noch nicht abgeschlossen, aber die Aussichten auf einen Ermittlungserfolg seien ohnehin gering.

Denn auch die zweimalige Befragung der Nachbarschaft zu dem Flüchtlingsheim – eine unmittelbar nach der Tat, eine weitere nach der Berichterstattung in den Medien – habe die Beamten nicht weitergebracht. Es hätten sich keinerlei Hinweise zu möglichen Tätern oder einem Motiv ergeben. Am Tag nach der Tat schloss die Polizei weder einen Anschlag durch die rechte Szene noch eine Tat als Ausdruck des Widerstands gegen die Unterensinger Unterkunft aus. Vor dem Anschlag seien an dem Bauzaun Protestplakate angebracht gewesen, deren Inhalt aber „nicht auf eine Straftat haben schließen lassen“, hatte der Polizeisprecher Michael Schaal am Tag nach der Tat erklärt.

Die Fertigstellung verzögert sich nur minimal

Den Bau des zweigeschossigen in Holzständerbauweise errichteten Gebäudes, konnte der Brandanschlag nicht aufhalten. Inzwischen sind die Fenster und Türen eingesetzt, „am vergangenen Freitag haben wir Richtfest gefeiert“, berichtet der Unterensinger Bürgermeister Sieghart Friz. Die Zeitverzögerung wegen des Feuers gibt er mit maximal zwei Wochen an, „wenn es gut läuft, holen wir das auch noch auf“. Das Ziel der Gemeinde sei es, dass das Flüchtlingsheim spätestens bis zum Beginn der Sommerferien bezugsfertig ist. Dort sollen laut dem Landratsamt Esslingen 50 Menschen vorläufig und zehn in der Anschlussunterbringung einquartiert werden.

Eine Woche nach dem Brandanschlag hatten sich rund 350 Menschen zu einer Mahnwache vor dem Gebäude getroffen. Der Esslinger Landrat Heinz Eininger bekundete Verständnis für alle, denen die große Zahl der Flüchtlinge Sorge und Ängste bereite. Eine solch „erbärmliche und widerwärtige Tat“ aber sei ein „Angriff auf unsere Gemeinschaft“.