Als erstes Bundesland hatte Baden-Württemberg vor einer Woche eine Unterkunft für Sicherungsverwahrte ausgesucht und rudert nun zurück.

Stuttgart - Wende bei der Suche nach einer Unterkunft für psychisch gestörte Gewalttäter: Nach Kritik von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) verzichtet Sozialministerin Monika Stolz (beide CDU) auf die ehemalige Jugendarrestanstalt in Wiesloch (Rhein-Neckar- Kreis) als Standort. Es werde nun landesweit nach einer neuen Unterbringung für Schwerverbrecher gesucht, die entlassen wurden oder kurz vor der Entlassung stehen, sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums der Nachrichtenagentur dpa. "Wir arbeiten auch an einer eventuellen länderübergreifenden Lösung."

Wiesloch ist über die Rücknahme der Entscheidung hoch erfreut. "Wir sind sehr erleichtert, dass das Thema nun vom Tisch ist", sagte Bürgermeisterin Ursula Hänsch. Sehr viele besorgte Eltern hätten Briefe und E-Mails an die Verwaltung geschrieben. "Direkt oberhalb der Jugendarrestanstalt liegt ein Schulgelände mit mehreren tausend Schülern." Der Oberbürgermeister der knapp 26.000 Einwohner zählenden Stadt, Franz Schaidhammer (Freie Wähler), hielt das mehr als hundert Jahre alte Gebäude in der Innenstadt für komplett ungeeignet.

Möglich wäre eine Zusammenarbeit Baden-Württembergs beim Thema Sicherungsverwahrte etwa mit Rheinland-Pfalz. Dort wird ein Neubau für die Unterbringung der Sicherungsverwahrten geplant. In Baden-Württemberg sind 18 Gewalttäter von der Neuregelung betroffen, in Rheinland-Pfalz 6.

Denkbar wäre auch, die psychisch Gestörten - zumindest vorübergehend - im Zentrum für Psychiatrie in Wiesloch unterzubringen. Es sorgt für die therapeutische Betreuung der entlassenen Täter und hätte die Betreuung der Gewalttäter in der Ex-Jugendarrestanstalt übernommen. "Gegen eine Unterbringung in Zentrum für Psychiatrie haben wir nichts", sagte Hänsch.