Die Backnanger SMA Metalltechnik ist in finanzielle Schieflage geraten. Gesucht wird ein Käufer für den Automobilzulieferer. Rund 350 Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Mit Druck müsse man umgehen können: „Wir bei SMA Metalltechnik können es – im doppelten Wortsinn. Als erfahrenes, weltweit aktives Unternehmen kennen wir die Besonderheiten und hohen Anforderungen der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie.“ Was in der Eigendarstellung des Metalltechnikunternehmens auf die hohe Qualität spezieller Leitungen made in Backnang gemünzt ist, muss nun wohl auch auf den finanziellen Bereich übertragen werden. Das Unternehmen hat Ende Oktober ein sogenanntes Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt, um trotz drohender Zahlungsunfähigkeit seinen weiteren Fortbestand sichern zu können.

 

352 Mitarbeiter erhalten jetzt Insolvenzgeld

Das bestätigt auf Nachfrage der Sanierungsberater und Fachanwalt für Insolvenzrecht Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger. Betroffen von dem Eigenverwaltungsverfahren sei die SMA Metalltechnik GmbH & Co. KG mit den Standorten Backnang und Halle (Saale) mit insgesamt 352 Mitarbeitern. Die ausländischen Tochtergesellschaften in Südafrika, Rumänien und China mit zusammen rund 870 Mitarbeitern hätten „bisher keinen Insolvenzantrag gestellt“, so Mucha.

Der Geschäftsbetrieb des 1990 in Backnang gegründeten Unternehmens werde aktuell mit dem Ziel einer dauerhaften Sanierung und der Erhaltung aller Arbeitsplätze fortgeführt, betont der Sanierungsberater. Die notwendigen Schritte zur Fortführung des Geschäftsbetriebs seien bereits umgehend eingeleitet worden. Als eine der ersten Maßnahmen sei die sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung geregelt worden. Die Löhne und Gehälter werden in diesem Rahmen bis Ende des Jahres von der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Des Weiteren würden derzeit unter anderem mit den maßgebenden Lieferanten Gespräche für eine weitere Belieferung geführt sowie die finanziellen Unterstützungsleistungen der Kunden im laufenden Verfahren abgestimmt, erklärt Mucha.

Parallel dazu wird allerdings offenkundig auch ein neuer Eigentümer gesucht. Die zukünftige Struktur des Unternehmens werde dann von dem von einem Erwerber verfolgten Konzept abhängen, räumt Mucha ein.

Die SMA Metalltechnik ist seit gut 20 Jahren eine Tochtergesellschaft der Indus Holding AG. Die Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Bergisch Gladbach investiert traditionell in mittelständische Produktionsunternehmen im deutschsprachigen Raum, die sich durch eine starke Stellung in Nischenmärkten auszeichnen, sogenannte Hidden Champions. Doch nach einem, wie es heißt, nun schon länger andauernden und offenkundig bisher nicht von Erfolg gekrönten Restrukturierungsprozess scheint man nun das Vertrauen in die Backnanger Tochter verloren zu haben.

Indus-Chef: Verantwortung für ganze Gruppe

„Unserem Geschäftsmodell entsprechend unterstützen wir nach Kräften, wenn ein Portfoliounternehmen in Schwierigkeiten ist – und das auch in Verantwortung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger als am Markt üblich“, wird der Indus-Vorstandsvorsitzende Johannes Schmidt in einer Mitteilung der Holding zitiert. „Gleichzeitig aber haben wir die Verantwortung für die Entwicklung unserer Gruppe als Ganzes und wollen sicherstellen, dass wir unseren anderen derzeit 47 Beteiligungen den nötigen Spielraum für die erfolgreiche Weiterentwicklung bieten.“

Ein besonderes Insolvenzverfahren

Eigenverantwortung
Im Unterschied zu einem regulären Insolvenzverfahren bleibt bei einem Eigenverwaltungsverfahren die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung. Das Insolvenzrecht erlaubt dies in Fällen, in denen Unternehmer bei wirtschaftlichen Problemen frühzeitig selbst tätig werden. Grundvoraussetzung ist das Einverständnis der Gläubiger. In der Eigenverwaltung setzt das zuständige Amtsgericht keinen Insolvenzverwalter, sondern einen sogenannten Sachwalter ein. Dieser überwacht ähnlich wie ein Aufsichtsrat das Verfahren im Interesse der Gläubiger.

Unterstützung
Die Geschäftsführung wird dabei sowohl im operativen Geschäft als auch bei der strategischen Neuausrichtung von einem Team der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger um Martin Mucha unterstützt. Alle wesentlichen Entscheidungen würden seit Anordnung des Eigenverwaltungsverfahrens zwischen der Geschäftsleitung der SMA Metalltechnik GmbH & Co. KG und ihm als Generalbevollmächtigten des Unternehmens abgestimmt, sagt Mucha.