Das Unternehmen Fashy in Korntal-Münchingen produziert kultige Wärmflaschen – und Bademode aus ungewöhnlichen Materialien. Die Basis dafür kommt auch aus dem Meer.

Korntal-Münchingen - Sogar der moderne Mann lehnt eine Wärmflasche in der Regel dankend ab – selbst wenn er friert. Es sei denn, die Wärme hat eine heilende Wirkung, wie zum Beispiel bei Sportverletzungen oder bei Verkrampfungen. „In solchen Fällen benutzen auch Männer eine Wärmflasche“, sagt Volker Kraus.

 

Der 57-Jährige muss es wissen: Er und sein Bruder Wolfgang leiten in Korntal-Münchingen in dritter Generation Fashy. Das Unternehmen feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag und ist nach eigenen Angaben deutscher Marktführer in jenem Segment: Jedes Jahr produziert und verkauft Fashy mehr als 3,7 Millionen Wärmflaschen, davon die Hälfte in Deutschland. „Unsere Kunden sind vorwiegend Frauen und Kinder“, sagt Wolfgang Kraus. Der 55-Jährige ist zuständig für das Marketing und den Vertrieb. Während die einen flauschige Felloptik bevorzugten, liebten die anderen Tiermotive – und zwar immer dann, wenn es draußen ungemütlich wird. Wolfgang Kraus sagt, dass die Kunden hierzulande die Wärmflaschen sehr stark von Ende September bis Februar nachfragten. In den deutschen Sommermonaten floriert das Geschäft mit den Wärmflaschen indes mehr auf der anderen Seite der Erde, dort, wo dann das Wetter kalt wird.

Weltweit erste Wärmflasche aus Kunststoff

Fashy gilt als das Unternehmen, das die Wärmflasche zu einem Kultprodukt gemacht hat. „Inzwischen haben wir eine riesige Auswahl an Bezügen in allen möglichen Stoffen und Farben und mit sämtlichen Motiven“, sagt Volker Kraus, der sich bei Fashy um die Entwicklung und Produktion kümmert. 1976 habe das Unternehmen die weltweit ersten Wärmflaschen aus Kunststoff hergestellt und verkauft. Bis dahin waren die Wärmespender aus Gummi, ganz früher aus Zinn, Kupfer, Aluminium und Weißblech. „Kunststoff bietet den Kunden eine hohe Sicherheit, weil er Hitze besser verträgt als Gummi“, sagt Volker Kraus.

Noch ist Kunststoff das Material der Wahl. Doch seit mehr als einem halben Jahr experimentiert Fashy mit einem anderen Stoff: Einige Wärmflaschen werden aus Zuckerrohr hergestellt, die Bezüge sind aus recyceltem Polyester. „Wir haben sechs verschiedene Bezüge und schauen in einer Testphase, wie die Produkte beim Kunden ankommen“, sagt Wolfgang Kraus. Umwelt- und Naturschutz sowie Nachhaltigkeit seien auch bei Fashy wichtige Themen, sagt der 55-Jährige.

Und die Amerikaner?

So verwende das Unternehmen bereits bei fünf Serien im Bereich Bademode für Frauen und Kinder recycelte Stoffe. Den Trend, aus alt neu zu machen, greifen Unternehmen und vor allem Künstler und Designer immer wieder auf. „Für das Recycling werden unter anderem Schleppnetze aus den Meeren gesammelt“, sagt Volker Kraus – Abfall aus dem Kunststoff Polyamid, der nach dem Fischfang oft im Wasser zurückbleibt. Der Müll wird bearbeitet, bis am Ende Textilgarne entstehen.

Die Stoffe für die Bademode bezieht Fashy von Herstellern aus Europa, besonders aus Italien. Die Badeanzüge und Bikinis aus recyceltem Polyamid sind seit eineinhalb Jahren auf dem Markt. Und sie sind Teil des Geschäftsfelds „Rund ums Wasser“, das neben dem Bereich „Wärme zum Wohlfühlen“ für stabile Umsätze über das ganze Jahr hinweg sorgt. „Im Sommer kaufen die Menschen Badeartikel, im Winter Wärmflaschen“, sagt Wolfgang Kraus. Über einen Umstand indes rätseln die Brüder bis heute: Warum begeistern sich die Amerikaner kaum für Wärmflaschen, nicht einmal die Frauen?

Millionen Wärmflaschen für 70 Länder

Vorreiter
Vor 70 Jahren gründete Friedrich Kraus in Stuttgart eine Großhandlung für Kunststoff- und Gummierzeugnisse, die vor allem Badehauben produzierte. 1976 wurden die ersten Wärmflaschen aus Kunststoff hergestellt. Seit 1986 heißt Gummi-Kraus Fashy und sitzt in Korntal-Münchingen. Heute arbeiten dort 120 Personen in Verwaltung, Logistik und Vertrieb. 60 Mitarbeiter produzieren in Wiehe (Thüringen) die Wärmflaschen. In einem Tochterunternehmen in Vietnam entstehen die Bezüge für die Wärmflaschen sowie weitere Textilien. Insgesamt hat Fashy 580 Beschäftigte.

Umsatz Nach eigenen Angaben erwirtschaftet Fashy einen Umsatz im „mittleren zweistelligen Millionenbereich“. Die Umsätze bewegten sich auf einem „stabilen Niveau“. Jedes Jahr produziert Fashy mehr als 3,7 Millionen Wärmflaschen, 3,5 Millionen Bezüge und 750 000 Paar Badeschuhe. Das Unternehmen exportiert in rund 70 Länder. Der deutschsprachige Raum ist der stärkste Markt.