Das Wirtschaftsministerium wird mit Anträgen zur finanziellen Soforthilfe geflutet. Ein gut begründeter Antrag habe große Chancen, innerhalb weniger Tage bewilligt zu werden, sagt die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.

Stuttgart - Unternehmer, Geschäftsleute und Handwerker überschwemmen das Wirtschaftsministerium mit Anträgen zur finanziellen Soforthilfe im Zuge der Corona-Krise. Bis Freitagnachmittag waren nach Angaben des Ministeriums bereits knapp 88 200 Anträge eingegangen. Start des Nothilfeprogramms war Mittwochabend.

 

Das Programm richtet sich an Unternehmer, die ohne diese Unterstützung innerhalb weniger Tage pleite gehen würden. „Je sorgfältiger und plausibler der Antrag ausgefüllt ist, desto schneller kann er bearbeitet werden“, betonte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. In Zweifelsfällen solle man die Beratungsangebote der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern nutzen. Ein vollständiger und gut begründeter Antrag habe große Chancen, innerhalb weniger Tage bewilligt zu werden, so die Ministerin.

Die Not ist groß

Der große Andrang weist auf die Not in vielen Unternehmen, aber auch bei Künstlern und Angehörigen der freien Berufe hin. „Noch nie hat es in der Geschichte Baden-Württembergs irgendein vergleichbares Verfahren mit dieser Komplexität gegeben. Angesichts der überwältigenden Zahl der Anträge innerhalb der ersten 24 Stunden sieht man, dass es lichterloh brennen muss“, sagte Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart.

Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern bleibt kaum ein Unternehmen im Südwesten von negativen Folgen der Corona-Krise verschont. Rund 83 Prozent der befragten Unternehmen in Baden-Württemberg erwarten demnach Umsatzeinbrüche. 77 Prozent rechnen sogar mit einem Einbruch im zweistelligen Bereich. Das Ergebnis zeige, dass vielen Betrieben das Wasser bis zum Hals stehe, sagte die Präsidentin der IHK Region Stuttgart, Marjoke Breuning.

Telefonaktion unserer Zeitung

Bei der Telefonaktion unserer Zeitung betonte Hoffmeister-Kraut, das Notfallprogramm diene der Insolvenzabwehr. „Wir können damit nicht alle Corona-bedingten Umsatz- und Gewinneinbußen ausgleichen, auch wenn dies so manche Antragsteller vom Staat erwarten.“ Auch viele abhängig Beschäftigten gingen in Kurzarbeit und müssten in dieser schweren Zeit mit Einkommenseinbußen ihre Familien über Wasser halten. In ihrer Existenz bedrohte Unternehmer können im Rahmen des Programms einen einmaligen Zuschuss bis zu 30 000 Euro beantragen. Für die Soforthilfen stehen vier Milliarden Euro bereit.

Thema Notfallkredite

Auch die Nachfrage nach Notfallkrediten durch die staatseigene KfW ist in der ersten Woche steil angestiegen. „Die erste Welle rollt jetzt erst an“, sagte ein Sprecher der Bank. Fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die Anträge, die von den Hausbanken weitergeleitet werden, abzuarbeiten. Bereits am Donnerstag waren es 443 Anträge mit einem Gesamtvolumen von knapp 7,4 Milliarden Euro. Kleine Kredite bis zu drei Millionen Euro wurden von 430 Unternehmen angefragt, insgesamt waren das 1,4 Milliarden Euro. Im gleichen Tempo sei es am Freitag weitergegangen. KfW-Vorstandschef Günther Bräunig geht davon aus, dass die Bank den Ansturm meistern werde. „Mit Krisen und Sonderprogrammen kennen wir uns aus, Fortführungsprognosen für Unternehmen in Pandemiezeiten zu machen, das ist neu, und es ist neu für alle. Dennoch sehe ich uns gut aufgestellt“, betonte der Bankchef.