Trotz einer Verunsicherung nach der Wahl des künftigen US-Präsidenten Donald Trump rechnen 72 Prozent von 1900 befragten Unternehmen für ihr US-Geschäft mit keinen Veränderungen oder gar mit Verbesserungen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

New York - Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat die deutschen Firmen in den USA verunsichert. Was die eigenen Geschäftsaussichten angeht, zeigen sich die Unternehmen aber laut der größten Umfrage zu den deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen optimistisch. Bei der alljährlichen von der US-Bank JP Morgan in Auftrag gegebenen Befragung von 1900 deutschen Unternehmen in den USA vermutet zwar ein Rekordanteil von 28 Prozent, dass die neue Regierung negative Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft insgesamt haben könnte. Dies sind vor allem Firmen, die Waren in die USA exportieren. Doch 30 Prozent erwarten das Gegenteil – dies sind etwa Unternehmen aus dem Finanzbereich und der Transportbranche, die sich von der Trump-Regierung eine Deregulierung erhoffen. 42 Prozent erwarten keine Veränderung.

 

Nur ein Prozent der Firmen sieht das US-Geschäft nun als weniger wichtig an

„Überall sehen sie Optimismus“, sagte Caroll Neubauer, US-Chef der Medizintechnologiefirma B.Braun und Vertreter der deutsch-amerikanischen Handelskammer in New York. In eklatantem Widerspruch zum generellen Stimmungsbarometer wollen 85 Prozent der deutschen Firmen im kommenden Jahr ihre Belegschaft in den USA aufstocken. Nur zwei Prozent der Unternehmen haben ihre Geschäftserwartungen für 2017 heruntergeschraubt. Und nur ein Prozent sieht das US-Geschäft nun als weniger wichtig an.

Auch die Furcht vor teuren Rechtsstreitigkeiten in den USA ist – dem VW-Skandal zum Trotz – stark rückläufig. Mehr als ein Drittel der deutschen Firmen in den USA will stärker in Informationstechnologie investieren, fast ein Drittel plant dies für seine Produktionsanlagen. Besonders optimistisch zeigen sich insbesondere kleine oder mittlere Unternehmen, die überdurchschnittlich ihre US-Belegschaften aufstocken wollen.

Versprochene niedrigere Steuern werden als wichtiger angesehen als Freihandel

Jenseits des ersten Erschreckens über das Wahlergebnis wird der künftige US-Präsident also als Politiker wahrgenommen, der die Interessen der Wirtschaft bedienen wird. Die Unternehmen halten die von Trump versprochenen niedrigeren Steuern für wichtiger als den Freihandel. Hier spielt auch eine Rolle, dass Trump im Wahlkampf nie Europa oder Deutschland als handelspolitisches Feindbild zeichnete, sondern China und Mexiko. Deutsche Firmen hoffen offenbar, dass sie vom künftigen Fokus Washingtons auf den Produktionsstandort profitieren können.

Schon seit Jahren gibt es etwa in den Vereinigten Staaten eine Debatte darüber, wie man Industriearbeitern durch eine bessere Qualifizierung nach dem deutschen dualen Ausbildungsmodell bessere Karrierechancen ermöglichen kann. 69 Prozent der deutschen Firmen, und damit zehn Prozent mehr als im Jahr 2015, klagen ihrerseits über wachsende Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Das überwiegt die politischen Sorgen bei weitem.