Die Stadtverwaltung und die Ratsfraktionen haben am Freitag unisono und scharf dem Urteil widersprochen, das die IHK im August über die Qualität des Wirtschaftsstandorts Stuttgart gefällt hatte. das war verbunden mit einer klaren Forderung.

Stuttgart - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart bekommt mächtig Gegenwind aus Stuttgarts Rathaus. Dort widersprachen die Verwaltung und die Ratsfraktionen am Freitag unisono und scharf dem Urteil, das die IHK im August über die Qualität des Wirtschaftsstandorts Stuttgart gefällt hatte. Die IHK-Studie und die Aussagen des damaligen Hauptgeschäftsführers Andreas Richter haben offenbar Verstimmung ausgelöst. In der Sitzung des Wirtschaftsausschusses klang durch, dass man sich von der Ägide der neuen IHK-Präsidentin Marjoke Breuning und des neuen Hauptgeschäftsführers Johannes Schmalzl eine sachgerechtere Betrachtung und andere Tonlage erhofft.

 

Zuwächse bei den Unternehmen

Im August hatte die IHK Alarm geschlagen: In den Jahren 2013 bis 2016 seien aus Stuttgart 198 Unternehmen mehr weg- als zugezogen. Der Abwärtstrend des Standorts habe sich – nach einem Negativsaldo von 115 Fällen im Zeitraum 2009 bis 2012 – noch verstärkt. Andreas Richter schwanten weitere Verluste: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das aktuelle Dauerfeuer gegen Automobilhersteller, Verkehr und Wirtschaft an den Unternehmen so einfach vorbeigeht“, sagte er.

Der Ausschuss debattierte darüber auf Antrag von CDU und SPD – und Ines Aufrecht, Chefin der städtischen Wirtschaftsförderung, widersprach der IHK. Bei den Beschäftigten, der Gesamtzahl der Unternehmen und den Steuereinnahmen verzeichne die Stadt Zuwächse. Mit 403 464 Personen gebe es so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wie nie zuvor. Mit der Wertschöpfung von 100 000 Euro pro Erwerbstätigem sei Stuttgart deutschlandweit Spitze. Bei den größeren Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten habe man 2013 bis 2016 mit 26 Zu- und 23 Wegzügen einen Positivsaldo verzeichnet. Vor allem aber sei aufgrund von neuen Betriebseintragungen die Gesamtzahl der Betriebe von 2006 bis 2014 um 1993 gestiegen. Wegzüge allein sagten nichts über die Standortgüte. Oft gebe es bei Kleinbetrieben private Gründe. Die IHK habe auf schlechter Grundlage über Stuttgarts Leistungsfähigkeit geurteilt. Auch Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) unterstrich: „Stärke und Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft sind hervorragend.“