Ungelernte Servicekräfte, hohe Mitarbeiterfluktuation, hektische Arbeitsabläufe: Der Alltag in einer Cateringfirma ist häufig chaotisch. Eine 31-Jährige aus Tamm will mit einer Internetseite Abhilfe schaffen – und gleichzeitig Firmen aus dem Raum Ludwigsburg stärken.

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Ludwigsburg - Eine Veranstaltung mit 2000 Gästen. Stress pur. Während der Vorbereitungen klingelt immer wieder das Telefon des Caterers. Am anderen Ende der Leitung sind Kunden mit Anfragen oder Wünschen – die die Arbeit auf diese Weise ständig unterbrechen. Bevor das Event beginnt, schart der Serviceleiter der Cateringfirma die Mitarbeiter um sich, geht alle Abläufe mit ihnen durch. Welche Wege werden gelaufen, welche Gerichte wann serviert? Dann fragt er, wer an diesem Tag zum ersten Mal im Service arbeitet. 80 Prozent der Anwesenden heben die Hand – allesamt Leihkräfte.

 

Alles nicht außergewöhnlich, wie Ines Emmert weiß. Die 31-Jährige aus Tamm war jahrelang selbst in der Gastro-Branche tätig. Die Arbeit habe viel Freude gemacht, erzählt sie, und die Branche sei kollegial – aber auch sehr chaotisch. Letzteres brachte Emmert auf eine Idee: Um das Chaos ein Stück weit zu entzerren, hat sie eine Plattform gegründet, auf der sie Kunden und Caterer aus der Region zusammenbringt. Caterer können dort ein Profil hinterlegen, Kunden wiederum ihre Wünsche in ein Formular eintragen oder direkt einen Caterer ihrer Wahl buchen. Emmert übernimmt in allen Fällen sowohl die Kommunikation mit den Cateringfirmen als auch mit den Kunden. „So können sich Caterer auf ihr eigentliches Geschäft – das Kochen – konzentrieren“, sagt die gebürtige Ludwigsburgerin.

Kunden, die nicht sagen, was sie wollen

Gerade die Kundenkommunikation ist laut Emmert wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden. „Der Kunde traut sich oft nicht zu sagen, was er will“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie Kunden, die die Kosten für das Catering niedrig halten wollen, dies aber nicht deutlich sagen. Oder Gastgeber, die Kroketten für ihre Party bestellen – und später feststellen müssen, dass diese durch das Kondenswasser in den Warmhaltebehältern weich geworden sind. Auf der anderen Seite will Emmert die Mitarbeiter von Cateringunternehmen entlasten. Denn zu dem Chaos während des Cateringbetriebs müssten sich Caterer mit bürokratischen Aufgaben wie dem Schreiben von Angeboten oder Erstellen von Rechnungen herumschlagen. Nicht wenige Beschäftigte in der Gastronomie brechen laut Emmert unter der Vielzahl an Aufgaben zusammen. „Viele werfen nach ein bis zwei Jahren das Handtuch“, sagt die 31-Jährige.

Die Gastronomie liegt Emmert am Herzen. Die gelernte Veranstaltungskauffrau hat Werbung und Marktkommunikation studiert. Nebenbei kellnerte sie und schloss zusätzlich eine Sommelierausbildung ab. Eine Zeit lang führte sie eine kleine Weinbar in Ludwigsburg, eine Weile arbeitete sie bei einem Großcaterer. Sie bedauert das schlechte Image der Branche, das talentierte Menschen abschrecke. „Um die Abläufe zu optimieren, braucht es aber Leute mit Köpfchen“, sagt Emmert.

Fokus: Caterer aus dem Raum Ludwigsburg

Sie selbst beschloss, Digitalisierung und Gastronomie zusammenzubringen. Ihre Internetseite Gocat ist seit Oktober online. Mit ihr verfolgt sie mehrere Ziele: So will sie Caterern aus dem Raum Ludwigsburg, die via Google-Suche kaum gefunden würden, eine Plattform bieten. Gleichzeitig will Emmert den Druck aus der Gastrobranche nehmen und sie damit zukunftsfähig machen.

Neben der Cateringvermittlung bietet Emmert noch andere Dienstleistungen wie die Unterstützung bei der Hochzeitsplanung an. Sie hilft Hochzeitspaaren beispielsweise, Cateringangebote vorab zu prüfen. Für das teuerste Servicepaket kommt Emmert persönlich zu der Hochzeit und kontrolliert das Catering vor Ort. Das hat dann aber auch seinen Preis – fast 700 Euro werden dafür fällig.

Die Verträge, die Emmert mit den Cateringfirmen abschließt, haben keine Vertragslaufzeit, eine Provision berechnet die 31-Jährige nur dann, wenn die Caterer durch ihre Plattform Aufträge bekommen und Geld verdienen. Bislang machen fünf Caterer bei Gocat mit. Emmert hofft, dass es bald mehr sein werden.