Kultusministerin Eisenmann will prüfen lassen, warum an den Gymnasien trotz ihrer besseren Versorgung mit Lehrer mehr Unterricht ausfällt als an anderen Schularten.
Stuttgart - Jede achte Stunde am Gymnasium findet nicht wie vorgesehen statt. Deshalb machen Eltern jetzt Druck. Mit einer Klage will die Arbeitsgemeinschaft der Elternvertreter an Gymnasien (Arge) Eltern in Stuttgart erreichen, dass die Unterrichtsversorgung besser wird.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) weist den Vorwurf zurück, sie unternehme zu wenig gegen den Unterrichtsausfall. Ein großes Problem sei der Lehrermangel bundesweit. „Wir haben zu Schuljahresbeginn deutlich gemacht, dass wir unser Maßnahmenpaket gegen den Lehrermangel mit Hochdruck umsetzen“, sagte die Ministerin am Montag in Stuttgart. Durch Teilzeiterhöhungen, den Einsatz von Gymnasiallehrern an Grundschulen, von Pensionären und andere Verträge sei es gelungen, kurzfristig etwa 1000 zusätzliche Deputate zu gewinnen. Zugleich kündigte sie an, prüfen zu lassen, warum an den Gymnasien besonders viel Unterricht ausfällt. „Obwohl die Gymnasien im Vergleich der Schularten besonders gut versorgt sind, ist der Vertretungsbedarf dort höher als anderswo“, sagte Eisenmann. Deshalb sollten die Regierungspräsidien die Vertretungskonzepte der Schulen unter die Lupe nehmen.
Lehrer fordern mehr Stellen
Der Philologenverband Baden-Württemberg erklärte, das Vorgehen der Eltern sei konsequent. „Wir haben den höchsten Ausfall, aber Abhilfe ist nicht in Sicht“, sagte Ralf Scholl, Landesvorsitzender des Gymnasiallehrerverbandes. An Bewerbern fehle es in vielen Fächern nicht, vielmehr gebe es für diese keine Stellen. Auch zählten Arbeitsgemeinschaften und Förderunterricht nicht zum Pflichtunterricht. Wenn Lehrer wegen Krankheit oder Elternzeit ausfielen, bekämen die Schulen nicht sofort Ersatz. Auch seien über 1000 Stellen an die Gemeinschaftsschulen gegangen.
Um den Unterrichtsausfall dauerhaft zu vermeiden, sind auch aus Sicht der SPD-Landtagsfraktion mehr Stellen nötig. Der Versorgungsgrad an allen Schulen müsse schrittweise auf 106 Prozent erhöht werden, forderte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Fulst-Blei. Die Krankheitsreserve müsse um 20 Prozent auf 2000 aufgestockt und das Entlastungskontingent erhöht werden. Stattdessen habe Eisenmann im vergangenen Jahr 1000 Lehrerstellen abgebaut.