Das Staatliche Schulamt hat 142 neue Lehrkräfte eingestellt. Dennoch sind noch rund 30 Stellen offen. Am Sindelfinger Pfarrwiesen-Gymnasium indes findet kein Islam-Unterricht statt, die Flüchtlingsklasse wird nur provisorisch betreut.

Sindelfingen - Die Kernfächer sind nicht das Problem. „Die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch können wir in vollem Umfang mit Lehrkräften besetzen“, sagt der Geschäftsführende Schulleiter der Gymnasien in Sindelfingen, Bodo Philipsen. An allen anderen Schulen könne der so genannte Pflichtbereich ebenfalls „zufriedenstellend“ abgedeckt werden, heißt es offiziell aus dem Staatlichen Schulamt Böblingen. Im gleichen Atemzug beklagt jedoch dessen Leiterin Angela Huber, dass zum Unterrichtsbeginn bisher rund 30 Lehrerstellen noch nicht besetzt wurden.

 

Zu wenig ausgebildete Fachkräfte

Prekär ist die Lage am Sindelfinger Pfarrwiesen-Gymnasium. „Uns fehlen drei Lehrer für den Islam- Unterricht und die Flüchtlingsklasse“, sagt Philipsen, der das Gymnasium In den Pfarrwiesen leitet. Erschwerend komme hinzu, dass die 20 Kinder von Zuwanderern kein Deutsch sprechen. Man erwarte aber, dass seine Schule ihnen Unterricht erteilt. Die Zuweisung der Lehrer obliegt dem Regierungspräsidium (RP) in Stuttgart. Die Behörde teilt mit, dass für den islamischen Religionsunterricht an Gymnasien derzeit noch zu wenig ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stünden, die die Anforderungen zur Einstellung als „offizielle Lehrkraft“ mit den entsprechenden Laufbahnvoraussetzungen für Gymnasien erfüllen. Das bedeute, dass die Schulbehörden alternative Lösungen finden müssten, ließ die RP-Sprecherin Katja Lumpp verlauten. Das RP suche nach Lösungen, beispielsweise durch Kooperationen mit anderen Schularten, um Lehrer mit Zeitverträgen an Gymnasien zu schicken. Wie viele neue Lehrer es an den Gymnasien im Kreis gibt, teilte Lumpp nicht mit.

Für den Islam-Unterricht in Sindelfingen gebe es inzwischen einen geeigneten Kandidaten, erklärte sie. Das RP habe mit dem Staatlichen Schulamt in Böblingen eine Kooperationslösung finden können. Man hofft, dass der Kandidat seine Aufgabe von Ende September an wahrnehmen könne. Der Schulleiter Philipsen möchte aber auch die anderen Dienstverträge so rasch wie möglich unter Dach und Fach haben.

Für Arbeitsgemeinschaften fehlt das Personal

Auch für die Flüchtlingsklasse muss schnell eine Lehrkraft gefunden werden. „Wir versuchen, andere Lehrer unserer Schule einzusetzen“, berichtet der Schulleiter. Zudem behelfe man sich dadurch, dass die Flüchtlingskinder in den regulären Unterricht gehen. Ansonsten hätten die Gymnasien noch Bedarf an pädagogischem Personal für Arbeitsgemeinschaften, die neben dem normalen Unterricht stattfinden sollen und das Wissenspektrum erweitern, unterstreicht Philipsen. „Die Schulen können aber nicht mehr alles anbieten.“

Ähnlich sieht es an den Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschulen sowie an Gemeinschaftsschulen und den Sonderpädagogischen Bildungseinrichtungen aus, die landläufig Förderschulen genannt werden. Für diese Schulen, für die das Staatliche Schulamt zuständig, sind jüngst 142 neue Lehrer vereidigt worden. Die Amtsleiterin Angela Huber hätte noch mehr brauchen können. Von zwei weiteren Lehrern wisse sie, dass sie ihren Dienst nicht angetreten hätten, so Huber. „Es wird immer schwieriger, für manche Schulen Lehrkräfte zu gewinnen.“ Vermutlich will der eine oder andere frisch ausgebildete Lehrer entweder nicht auf das flache Land oder in eine Vorortschule. Oder den angehenden Lehrkräften ist der Anfahrtsweg zu weit.

Zwölf pensionierte Lehrer im Einsatz

Der größte Lehrerbedarf besteht derzeit an den Grund- und Förderschulen im Kreis. „Wir hätten mehr Lehrer einstellen können, das Geld steht zur Verfügung“, so Amtsleiterin Huber. Es gebe aber zu wenig Bewerber. Um Engpässe zu beheben, haben Schulleiter im Kreis insgesamt zwölf pensionierte Lehrkräfte mobilisiert. Außerdem wisse sie von drei Gymnasiallehrern, so Huber, die sich bereit erklärt hätten, an einer Grundschule zu unterrichten.

Zehn Schulleiterstellen sind noch vakant

Führungspositionen 
Besonders die Schulleiterstellen im Kreis bereiten derzeit Probleme. An den etwas mehr als hundert Schulen, für die das Staatliche Schulamt zuständig ist, müssen laut der Amtsleiterin Angela Huber aktuell noch zehn Posten mit Rektoren besetzt werden. Die Lage erklärt sie mit „häufigen Wechseln“. Allein an den Grundschulen sollen in den nächsten Monaten sechs Führungspositionen neu vergeben werden. Die Verfahren laufen, die Schulen werden kommissarisch geleitet.

Besetzung:
Huber ist zuversichtlich, dass sämtliche Rektorenstellen besetzt werden können. „Wir haben Bewerber“ sagt sie. Jüngst wurde die bisher kommissarische Leiterin der Grundschule in Leonberg-Warmbronn zur neuen Schulrektorin ernannt.