Ein Zubringer- und Abholdienst soll Gehbehinderten den Besuch des beliebten Stuttgarter Ausflugsziels ermöglichen. Jetzt ist die Stadt am Zug.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Wie kommen gehbehinderte Menschen zum Bärenschlössle? Die Antwort: nur sehr mühsam oder gar nicht. Das soll sich ändern – wünscht sich Peter Gernbacher, ein pensionierter Lehrer aus Stuttgart, der fast täglich mit seiner Hündin „Sarah“ am Bärenschlössle im Rotwildpark unterwegs ist. Dabei hat der 68-Jährige festgestellt, dass viele ältere Bärenschlössle-Fans dem beliebten Ausflugsziel ade sagen müssen, weil ihre Beine nicht mehr tragen. „Ich kenne in meinem Bekanntenkreis allein vier Personen, die gerne das Bärenschlössle besuchen würden, es aber körperlich nicht mehr schaffen.“

 

Seit vergangener Wochen hängen Unterschriftenlisten aus

Gernbacher greift einen Vorschlag des Pächters Jürgen Unmüßig auf. Dieser hatte in einem Gespräch mit unserer Zeitung anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Bärenschlössles in seiner heutigen Form im Frühjahr angeregt, einen E-Shuttle-Bus für gehbehinderte Menschen einzurichten. „Das Bärenschlössle soll für alle erreichbar werden“, forderte er. In Peter Gernbacher hat Unmüßig einen tatkräftigen und erfahrenen Mitstreiter gefunden, der neben der Stadtverwaltung und den Gemeinderäten auch gerne Daimler für die Idee gewinnen würde.

Seit vergangener Woche hängen am Bärenschlössle Unterschriftenlisten aus, auf denen ein Shuttle-Service gefordert wird. Zur Begründung schreibt Gernbacher: „Der Vorschlag eines Shuttles ist es wert, so schnell wie möglich in die Tat umgesetzt zu werden.“ Zur Begründung erklärt er: „Für Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung das Schlössle-Juwel nicht mehr erreichen können, stellt das einen schwerwiegenden Einschnitt dar.“ Zwar werde viel über Behindertenfreundlichkeit geredet, doch in der Praxis bleibe leider vieles auf der Strecke. Für Rollstuhlfahrer ist das Bärenschlössle zwar grundsätzlich erreichbar, Barrierefreiheit sieht allerdings anders aus, findet Gernbacher.

Mehrere Zufahrtsmöglichkeiten sind denkbar

100 Spaziergänger haben bisher unterschrieben. Gernbacher geht aktiv auf Bärenschlössle-Besucher zu. Die Resonanz auf seine Initiative sei „zu 90 Prozent“ positiv, berichtet er. Die meisten Leute wüssten sehr wohl, dass sie auch in ein Alter kommen, wo der Besuch von Stuttgarts schöner Wald- und Seenlandschaft nicht mehr möglich sei. Ein Shuttle-Service wäre für viele ein schöne Perspektive.

Gernbacher kann sich eine Zufahrt über das asphaltierte Bärensträßle vorstellen, das vom Parkplatz an der Wildparkstraße zum Bärenschlössle führt. Zwei Fahrten vormittags, zwei Nachmittags – das würde schon reichen. Es gäbe auch die Möglichkeit, das beliebte Ausflugsziel von der Magstadter Straße aus über das Calwer Sträßle anzusteuern. In beiden Fällen müsste wohl über Behindertenparkplätze nachgedacht werden. Denkbar wäre auch statt eines E-Busses Fahrrad-Rikschas einzusetzen.

Und was meint die Stadt dazu? „Der Vorschlag wird geprüft“, sagt Sprecher Sven Matis. Ausgang ungewiss. Peter Gernbacher zeigt sich derweil entschlossen, das Projekt voranzutreiben. Er will solange Unterschriften sammeln „bis der Shuttle da ist“.

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