Wie geht es dann?
Das geht nur in einer Struktur, in der die führenden Köpfe der Entscheidungsträger, also der Kirche, mit am Tisch sitzen. Alles andere führt nur zu einer Mauschelei und dem Verstecken eigener Fehltaten.
Die Württembergische Landeskirche muss sich also äußern.
Der Bischof muss bereit sein, richtig aufzuräumen. Sonst werden die Missstände letztlich auf ihn zurückfallen, das kennen wir aus der katholischen Kirche.
Auch in Regensburg tat sich erst etwas, als der neue Bischof Rudolf Voderholzer kam. Man kann nun nicht darauf setzen, dass Frank Otfried July ersetzt wird.
Man kann aber hoffen, dass Herr July sagt, er habe ein Interesse daran, dass die Sache aufgedeckt wird.
Das hoffen die Betroffenen schon lange.
Sollte die Landeskirche nicht schon jetzt auf den Gedanken gekommen sein, etwas tun zu müssen oder sich an einer unabhängigen Aufklärung zu beteiligen, muss ein Öffentlichkeitsdruck her, der so hart ist, dass sie sich dem nicht entziehen kann.
Zur Aufarbeitung gehört die Einsicht in die Notwendigkeit. Wenn der Kirche diese fehlt?
Die Betroffenen müssen die Möglichkeiten, die sich ihnen medial bieten, nutzen. Sie müssen auf Grabenkämpfe verzichten. Und die, die es wirklich ernst meinen, müssen ignorieren, was von anderer Seite kommt. Wenn das noch nicht reicht – und es wird nicht reichen –, muss unbedingt eine Strafanzeige von allen erfolgen, die sich gemeldet haben, ob verjährt oder nicht. In dem Moment, in dem man Ross und Reiter benennt, muss sich der verantwortliche Arbeitgeber des Täters, in dem Fall die Kirche, auch zeigen. Wenn die Kirche dann sagt, das habe mit ihr nichts zu tun, blamiert sie sich so, dass sie jedes Ansehen verlieren wird. Sie wird mitmachen müssen. Das kommt ihr gut zu stehen. Es wird ja nicht der Bischof angegriffen, sondern er muss mit seiner Organisation Verantwortung übernehmen und diese zeigen.
Wenn er das nicht macht?
Wenn Verantwortliche nicht an den Tisch sitzen, zeigen sie, dass sie nicht in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen. Damit sind sie fehl am Platz. Das werden die Gläubigen quittieren. So, wie das auch bei den Katholiken der Fall war mit den massenhaften Kirchenaustritten.