Untersuchungsausschuss LKA-Chef traf sich unfreiwillig mit Inspekteur
Kurz nach dem Aufkommen der Vorwürfe gegen den Inspekteur der Polizei traf sich LKA-Präsident Andreas Stenger mit ihm in einem Café. Er hatte jemand anderen erwartet.
Kurz nach dem Aufkommen der Vorwürfe gegen den Inspekteur der Polizei traf sich LKA-Präsident Andreas Stenger mit ihm in einem Café. Er hatte jemand anderen erwartet.
Es war der Beschreibung nach ein eher unangenehmes Treffen: Der Präsident des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger, hat sich nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den Inspekteur der Polizei im November 2021 mit Andreas Renner in einem Café in Stuttgart-Bad-Cannstatt getroffen. Stenger war davon ausgegangen, dass er mit Renners Frau verabredet sei, wie er am Montag vor dem Untersuchungsausschuss im Landtag berichtete. Sie arbeitet im Landeskriminalamt und hatte in einer SMS um ein Treffen gebeten.
Stenger stellte klar, dass die Situation für ihn insgesamt ungewöhnlich war. „Dieses Treffen in einem Café. Das ist ja nicht mein Stil“, sagte er. Er habe aber nachvollziehen können, dass das ganze Geschehen für die Ehefrau, die sich nach den Vorwürfen gegen ihren Mann krank gemeldet habe, „schambehaftet“ gewesen sei. Deshalb habe er dem Treffen zugestimmt.
Das Gespräch mit Renner, der sich habe erklären wollen, habe er schnell beendet, sagte Stenger und wies auch anonyme Anwürfe, er habe sich in Ermittlungen einmischen wollen, zurück. „Mir war wichtig, dass ich nichts weiß“, sagte er und betonte, er habe aus Fürsorge für seine Mitarbeiterin gehandelt und sich auch vergewissert, dass deren Dienstwaffe sicher verwahrt sei.
Der Inspekteur der Polizei hatte sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Nötigung vor dem Landgericht Stuttgart verantworten müssen. Ihm war vorgeworfen worden, eine 16 Jahre jüngere Kommissarin zu sexuellen Gefälligkeiten gedrängt zu haben. Er wurde freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft legte Revision ein. Stenger war nicht der erste, an den sich der Inspekteur nach Bekanntwerden der Vorwürfe gewandt hatte. Er schickte damals auch eine SMS an Justizstaatssekretär Siegfried Lorek (CDU).
Der Fall hat den Untersuchungsausschuss ins Rollen gebracht, der sich mit sexueller Belästigung in der Landesverwaltung insgesamt, aber auch mit der Beförderungspraxis bei der Polizei befasst. Dabei geht es auch um die Frage, wie Renner in sein Amt gekommen ist. Er war 2020 mit damals 47 Jahren jüngster Inspekteur in der Geschichte der Polizei Baden-Württembergs geworden. Davor war er kurze Zeit LKA-Vizechef.
Im Untersuchungsausschuss wurde bereits vermehrt Kritik an der steilen Karriere geäußert. Der damalige LKA-Präsident Ralf Michelfelder hatte Renner als LKA-Vize für ungeeignet gehalten. Auch der frühere Landespolizeipräsident Gerhard Klotter sah die steile Karriere auf den Posten des Inspekteurs der Polizei skeptisch. Der frühere Innenminister Reinhold Gall (SPD) betonte, in seinen Augen müsse der Inspekteur jemand sein, der auf jahrzehntelange Berufserfahrung in vielen Bereichen zurückblicken könne. Gall betonte auch, er hätte den Posten nicht – wie sein Nachfolger Thomas Strobl (CDU) – wegen des Verhaltenes eines Einzelnen abgeschafft.
Stenger schloss sich der Kritik nicht an. Er habe jemand anderen auf der Position erwartet, sagte er. Er habe die Entscheidung für Renner aber progressiv gefunden. Der Inspekteur sei ein potenter Bewerber gewesen. Seinen Vorgänger Ralf Michelfelder nahm der LKA-Präsident gegen Vorwürfe, Geheimnisse aus dem LKA an die Presse verraten zu haben, in Schutz. „Er ist ein Mann von Ehre, der das nicht machen würde“, sagte Stenger.