Petra Weller ist hauptberufliche Märchenerzählerin. Sie hat beim Tag des Schwäbischen Waldes drei besondere Spaziergänge für die ganze Familie angeboten. Die Gäste waren nicht nur als Zuhörer gefragt.

Murrhardt - Die Kinder sind Profis: „Rotkäppchen“, „Aschenputtel“, „Sterntaler“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ – alle diese Titel fallen, als Petra Weller vor dem Märchenspaziergang fragt, welche Märchen die Kinder denn so kennen. Vom Geschichtenwicht, der an verschiedenen Punkten des Wegs auf sie wartet, haben sie hingegen noch nie etwas gehört. Kein Wunder, denn den hat Petra Weller gerade erst bei der Vorbereitung des Märchenspaziergangs als Wegbegleiter für die jungen Zuhörer erfunden.

 

Petra Weller ist zertifizierte Märchenerzählerin

Zwar ist die Sozialpädagogin bereits seit sechs Jahren öffentlich als zertifizierte Märchenerzählerin unterwegs, trotzdem ist dieser Spaziergang eine Art Premiere: Zum ersten Mal sind Kinder als Zuhörer dabei. „Bisher habe ich das Format nur für Erwachsene angeboten. Ich finde, Märchen und Spaziergänge passen gut zusammen: Die Landschaft trägt viel zur Stimmung bei. Ich habe das Gefühl, dass man in der Natur offener ist“, erzählt die 59-Jährige.

Und ziemlich gut passt dieser Märchenspaziergang auch zu seinem Anlass: Er ist ein Bestandteil des „Tages des Schwäbischen Waldes“. Gleich dreimal bietet Petra Weller den Märchenspaziergang an diesem Sonntag an, alle Termine sind ausgebucht. Allerdings sind nur 20 Teilnehmer erlaubt, damit genug Abstand zwischen den Familien bleibt.

Die Zuhörer werden zur quiekenden Schweineherde

Diese machen sich in Murrhardt-Siegelsberg auf den Weg. Am Rande einer Streuobstwiese wartet der erste Geschichtenwicht. In seiner kleinen Papiertüte steckt ein Mäusemädchen. Um dieses und seine Suche nach dem Zukünftigen, der kein geringerer als der Allerstärkste der Welt sein soll, geht es im ersten Märchen. Und alle dürfen mitmachen: der Sonne und den Wolken winken, zusammen mit dem Mäuschen den vermeintlich starken Naturgewalten einen Korb geben. Wen das Mäuschen schließlich heiratet? Einen kleinen Mäusekerl, der mit seinen Grabarbeiten sogar eine 500 Jahre alte Mauer zum Wanken bringt.

Auch bei der nächsten Geschichtenstation sind die Zuhörer als Statisten gefragt: Jedes Mal, wenn eine Schweineherde ihren Auftritt hat, darf nach Herzenslust gequiekt und gegrunzt werden. Langweilig wird es auch ohne diese Einlagen nicht. Da ist zum einen die idyllische Landschaft um Siegelsberg, die für diesen Märchenspaziergang wie geschaffen erscheint – zumal das Licht an diesem frühherbstlichen Morgen ein ganz besonderes ist.

Lieblingsmärchen? Immer das, welches Petra Weller gerade lernt

Zum anderen erweckt Petra Weller mit ihrer Mimik und ihren Gesten die Märchen gekonnt zum Leben. Es brauche einiges an Zeit, bis sie ein Märchen derart verinnerlicht habe, dass sie es erlebbar machen könne – auch wenn sie das Glück habe, Texte relativ leicht lernen zu können. „Und es funktioniert nur, wenn ich das Märchen mag.“ Hat sie denn ein Lieblingsmärchen? „Meist ist mir das Märchen am nächsten, das ich gerade lerne. Das sagen fast alle Märchenerzähler, aber das trifft auf mich auch zu“, sagt Petra Weller und lacht.

Vor rund zehn Jahren ist sie zufällig auf die Kunst des Märchenerzählens gestoßen, nach diversen Aus- und Weiterbildungen hat sie ihr Hobby vor anderthalb Jahren zum Beruf gemacht. „Ich versuche, davon zu leben, aber das funktioniert noch nicht ganz.“ Rund 60 Auftritte hat sie im Jahr: zu öffentlichen Veranstaltungen kommen beispielsweise Termine in Altenheimen. „Da ist in diesem Jahr natürlich ganz viel weggebrochen“, erzählt Petra Weller, die aber seit August wieder im Einsatz ist. Sie ist auf Eliszis Jahrmarkt im Killesbergpark aufgetreten, dazu kamen die ersten Termine in Altenheimen.

Die Termine von Petra Weller finden sich im Internet.