Der genossenschaftlich organisierte Unverpacktladen in Bernhausen besteht seit einem Jahr. Welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine hat, erklärt das Vorstandsmitglied Petra Wallner.

Vor einem Jahr wurde Tante Filda eröffnet. Wie war das Jahr für Sie?

 

Anstrengend. Wir sind eigentlich gut gestartet, der Krieg im Frühjahr hat uns aber leider mitgenommen. Wir kämpfen nach wie vor mit Lieferschwierigkeiten dadurch. Manche Waren sind einfach nicht lieferbar, da sind wir leider das letzte Glied in der Kette. Außerdem sind die Transportkosten hochgegangen, und die Lieferanten geben das sofort weiter. Auch Porto ist teurer geworden. Das müssen wir weitergeben, klar, das sind sonst Kosten, auf denen wir sitzenbleiben.

Vor einem Jahr haben Sie mit knapp 160 Genossenschaftsmitgliedern begonnen, heute sind es mehr als 200. Die Produkte haben Sie nahezu verdoppelt. Und die Kunden?

Es war anfangs eine gute Zeit, viele Leute haben auf das Thema Nachhaltigkeit geschaut. Aber wir haben gemerkt: Durch den Krieg und die Energiekrise müssen die Menschen sparen. Die Leute sparen leider als Erstes am Essen – das ist typisch deutsch. Viele Bioläden haben ähnliche Probleme wie die Unverpacktläden, dass die Leute sich scheuen, das weiterhin einzukaufen. Es kommen weniger Menschen. Klar, wir haben uns das besser vorgestellt. Mit der ganzen Geschichte hat keiner rechnen können. Luft nach oben haben wir schon. Wir merken schon, es sind weniger Kunden. Der Einzelhandel ist gerade allgemein in einer schwierigen Lage. Wir haben auch festgestellt: Viele Mitglieder machen es ideell, aber die kommen dann nicht auch unbedingt zum Einkaufen. Die finden die Idee klasse und unterstützen, aber dann war’s das.

Dabei ist der Einspareffekt in Sachen Verpackungen da …

Wir haben es mal exemplarisch hochgerechnet, um zu zeigen, was wir schon geleistet haben. Es konnten deutlich über 600 Shampoo-, Duschbad- sowie Spülmittel-Flaschen eingespart werden. Bei den Müsli-Produkten fielen in diesem Jahr rund 2000 Plastikverpackungen weniger an. In Summe haben wir über 400 Artikel, das heißt: Es ist schon einiges. Das meiste, was bei uns an Abfall anfällt, sind Kartons, die wir dann wieder ins Altpapier bringen für neue Kartonagen. Wir haben auch angefangen, die größeren Kartons für die Kundschaft hinzustellen. Manche sind ganz dankbar.

Was sind Ihre Pläne für Tante Filda?

Wir wollen mehr Verkostungen und Workshops anbieten – Kosmetik oder Putzmittel selber herstellen. Das haben wir schon mal gemacht, und das kam ganz gut an. Die Leute sind dankbar, wenn sie so was in Live sehen. Wir wollen auch Austauschabende anbieten, wo man sich in lockerer Runde über Zero Waste ganz im Allgemeinen informieren kann. Vielleicht kann man auch gezielt mal etwas über Solarthermie beispielsweise machen. Es soll niederschwellig sein für jeden, nicht nur für Mitglieder, ungezwungen und ohne Anmeldung. Wir wollen das regelmäßig anbieten.