Burroughs Gespür für die Wünsche seines weißen Publikums hat aber auch ihre Abseiten. Die Tarzan-Geschichten reagieren auf die Sorge eines weißen Amerika, die aus der Sklaverei entlassenen Schwarzen und deren Kinder könnten zur gleichberechtigten Konkurrenz auf allen Etagen der Gesellschaft werden. Burroughs, Sozialdarwinist, Eugeniker und Rassist, führt dunkelhäutige Afrikaner lange als minderwertigen Menschenschlag vor.

 

Schmiegsam auf allen Kanälen

Aber der Mythos Tarzan, der stets die Medienvielfalt nutzt und sich auf allen Kanälen, auch via Werbung und Merchandising, verbreitet, ist flexibel, schmiegsam und facettenreich. Das Kino etwa behält zwar lange den bösen rassistischen Blick auf die schwarzen Komparsen bei. Aber wenn ab 1932 Johnny Weissmüller und Maureen O’Sullivan als Tarzan und Jane knapp bekleidet vor die Kamera treten, sind da auch fortschrittliche Elemente mit im Spiel. Denn nun wird ein ziemlich nackter männlicher Körper dem weiblichen Blick als erotisches Objekt freigegeben.

Die ungezähmte Natur und der menschliche Herrschaftsanspruch, die Zwänge der Zivilisation und die Bedürfnisse nach Ausbruch sind keine Themen von gestern. Sie beschäftigen uns eher mehr als Burroughs’ Zeitgenossen. Tarzans Abenteuer kann man als Kostprobe anderer Zeiten mit simpleren Träumen konsumieren. Aber man kann auch hineinlauschen und hören, wie dieser Stoff auf eine wirklich kluge, moderne Bearbeitung noch immer wartet.