Kräftige Regengüsse halten den Südwesten weiter in Atem. Im Remstal ist ein Hang abgerutscht, eine Motorsportveranstaltung musste wegen starken Regens abgebrochen werden.

Schwäbisch Gmünd/Künzelsau - Gewitter und Starkregen haben große Teile Baden-Württembergs weiter fest im Griff. Im besonders betroffenen Ort Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) mussten am Samstag zeitweise 23 Menschen ihre Häuser verlassen, weil ein vom Regen gelockerter Berghang auf sie zu stürzen drohte. Anhaltende Regengüsse unterspülten zudem viele Straßen im Land und ließen Gewässer über die Ufer treten. Die Landesregierung versprach Soforthilfen für die Opfer der Flut und will vorsorgen - denn die Gefahr neuer Unwetter ist laut Vorhersagen noch nicht gebannt.

 

Vor rund einer Woche hatten Gewitter und Starkregen eine Spur der Verwüstung im Südwesten hinterlassen. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, darunter zwei in Schwäbisch Gmünd.

Anhaltende Regengüsse im Remstal ließen dort am frühen Samstagmorgen einen Hang abgleiten. Fünf Wohnhäuser am Mutlanger Berg mussten geräumt werden, wie ein Sprecher der Polizei in Aalen sagte. Daneben stand ein unbewohntes Ferienhaus in der Fallschneise der Erdmassen, das ebenfalls abgesperrt wurde. 23 Bewohner kamen vorübergehend bei Verwandten und Freunden unter.

Viele Straßen wurden überflutet

In manchen Orten überflutete heftiger Regen erneut Straßen. Von größeren Schäden oder Verletzten war zunächst aber nichts bekannt. In den Kreisen Göppingen, Biberach und Heidenheim flutete der Regen mehrere Straßen. Auch im Hohenlohischen störten Überschwemmungen den Verkehr.

Bei Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis) musste wegen starken Regens eine Motorsport-Veranstaltung abgebrochen werden. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, war nach einem heftigen Regenschauer das Wasser auf dem Gelände, das in einer Senke liege, stark angestiegen. Rund 400 Zuschauer und Teilnehmer der Motorradrennen seien daher von dem Flugplatz gebracht worden. Auch ein angrenzendes Übernachtungsgelände war teilweise nicht mehr passierbar, für Besucher wurde in einer Halle eine Notunterkunft eingerichtet. Verletzt wurde niemand.

Auch Autobahnen blieben von den Folgen der anhaltenden Schauer nicht verschont: Die Autobahn 8 nahe Pforzheim wurde von Starkregen unterspült und beschädigt. Die Spur in Fahrtrichtung Karlsruhe sei zeitweise gesperrt worden, bis der Schaden behoben werden konnte, teilte die Polizei am Samstag mit. Regenwasser hatte nahe der Anschlussstelle Pforzheim-Ost den Fahrbahnbelag absacken lassen. Es entstand ein Loch, die Leitplanke löste sich aus der Verankerung. Die Polizei sperrte daraufhin die rechte Spur auf einer Länge von rund 100 Metern ab - gab jedoch bereits am Mittag wieder Entwarnung. Der Schaden konnte behoben und beide Fahrstreifen freigegeben werden.

Unbürokratische Hilfe für Geschädigte der Unwetter

Weiterhin viel zu tun gab es auch in dem am stärksten betroffenen Ort Braunsbach im Kreis Schwäbisch Hall. Dort hatten zuletzt auch Flüchtlinge den Hochwassergeschädigten geholfen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) war am Samstag erneut in die Region gereist, um sich diesmal in der Kreisstadt Künzelsau ein Bild von der Lage zu machen. Der Minister habe den Geschädigten von Montag an eine schnelle und unbürokratische Unterstützung des Landes in Höhe von 500 Euro pro Person und maximal 2500 Euro pro Haushalt zugesagt, teilte die Stadt am Abend mit.

Nach einem Bericht der „Heilbronner Stimme“ könnten kleinere Betriebe, Einzelhändler und Gaststätten zudem eine Soforthilfe von bis zu 5000 Euro erhalten. Dafür stelle die Landesregierung vorerst zwei Millionen Euro zur Verfügung. „Weitere Fördermöglichkeiten prüfen wir“, sagte Strobl laut der Zeitung. Am Dienstag will auch das Kabinett in Stuttgart über Hilfen für den Wiederaufbau der Regionen beraten.

Über das Ausmaß der Unwetter zeigten sich selbst Meteorologen überrascht. Auch die Dauer sei „absolut außergewöhnlich“, schrieben Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in einem Zwischenbericht. Und sie sind noch nicht vorbei: Tief „Friederike“ liege nahezu ortsfest über Deutschland und weiche kaum von der Stelle, sagte ein Meteorologe.

Das Wetter rief auch die Mückenbekämpfer am Rhein auf den Plan. Denn überschwemmte Auen sind ein idealer Brutplatz für Stechmücken. Das Zeitfenster, um eine Plage entlang des Stroms zu verhindern, ist eng. Denn das biologische Mittel wirkt nur während des Larvenstadiums, wie der wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), Norbert Becker sagte.