Am vergangenen Freitag hat sich etwas zusammengebraut. Nach einem heißen Tag zog ein Unwetter über Teile des Lands, Filderstadt lag das dritte Jahr in Folge im Zentrum des Geschehens. Das ist vermutlich kein Zufall.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filderstadt - Um circa 17.45 Uhr ging es los für die Feuerwehrleute in Filderstadt. Wie bereits in den vergangenen beiden Frühsommern bekamen Teile der Stadt die Naturgewalten zu spüren. Der Gewittersturm, der am Freitagabend übers Land gezogen ist, hatte auch Filderstadt auf seiner Route. Wieder einmal, das dritte Jahr in Folge. 32 Einsätze zählte die Feuerwehr diesmal. Das seien ähnlich viele gewesen wie bei den Unwettern der vergangenen drei Jahre, sagt Jochen Thorns, der Kommandant der Filderstädter Wehr. „Was diesmal auffällig war“, sagt er, „es waren viel mehr umgefallene Bäume“. In den vergangenen beiden Jahren wären es mehr vollgelaufene Keller gewesen.

 

2,2 Millionen Euro für den Hochwasserschutz

Gezeigt hat sich bei dem Gewittersturm am Freitag, dass sich die Schutzmauer im Brandfeld in Harthausen bewährt hat. Im Netzwerk Facebook wurden kurz nach dem Unwetter Fotos gepostet, wie erfolgreich die Mauer die Wassermassen, die von den Feldern her kamen, zurückhalten konnte. „Die Mauer hat gute Dienste geleistet“, sagt der Oberbürgermeister Christoph Traub. Man habe noch eine Schwachstelle entdeckt, die wolle man nun schließen. Passiert sei dort diesmal aber nichts. Das sah vor zwei Jahren ganz anders aus. Damals liefen die Keller der Anwohner gleich zweimal in zwei Wochen voll. Dann wurde die Schutzmauer für 465 000 Euro gebaut.

„Filderstadt ist kontinuierlich betroffen“, sagt der OB Traub und meint die allgemeine Unwetterlage. „Das ist eine Auswirkung des Klimawandels.“ Man werde in den nächsten Jahren etwa 2,2 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investieren. Diesen Weg hatte der Gemeinderat bereits nach den vergangenen Unwettern eingeschlagen.

Liegt Filderstadt besonders ungünstig, oder warum regnet es sich über der Stadt inzwischen so regelmäßig heftig ab?

Filderstadt liegt eben mitten in Mitteleuropa

Er könne keine Häufung im Vergleich zu Esslingen oder Weil im Schönbuch erkennen, sagt Uwe Schickedanz, der beim Deutschen Wetterdienst die regionale Wetterberatung leitet. Aber: Filderstadt liegt aus seiner Sicht insofern ungünstig, als dass es – Mitteleuropa im Blick – recht zentral liege und vermutlich deshalb oft etwas abbekomme. „Wir glauben, zu beobachten, dass die Gefährdung für Starkregen in Mitteleuropa insgesamt steigt durch den Klimawandel.“ Es sei auch auffällig, dass sich die Gewitter in den Frühsommermonaten entladen würden. Der Boden sei dann schon sehr heiß, die Atmosphäre am oberen Rand sei aber eher noch kühl, sie erreiche erst im August, September ihre höchste Temperatur. „Die Jahreszeit mit den verheerendsten Gewittern ist von Ende Mai bis Anfang Juli.“

Fragt man den Feuerwehrkommandanten von Filderstadt, Jochen Thorns, ob die Feuerwehr immer mehr zur Klimawehr werde, antwortet er eher nüchtern: „Nein, das hatten wir schon immer. Die Feuerwehr ist auf alle Szenarien vorbereitet.“ Ob das Wetter die Wehr in den kommenden Jahren noch stärker beschäftigen wird, mag er nicht abschätzen. „Nach drei Jahren ist das für mich noch nichts Besonderes“, sagt er. Klar ist: Die Feuerwehr stehe in jedem Fall bereit, man sei auf alles eingestellt. Wenn das Wetter wütet, „dann ist das für den einzelnen Betroffenen immer schlimm“, sagt Thorns. „Für die Feuerwehr ist es aber Routine, würde ich mal sagen. Das gehört zum Repertoire, da können wir helfen.“